Interaktives Chaos
„Ich bin weiß Gott kein Technologie-Freak“, entschuldigt sich Herbert Grönemeyer vorsichtshalber beim dogmatischen Müsli-Anteil seiner Anhängerschaft, „ich gehe da ziemlich naiv ran.“ Grund für Herberts Gefühls-Chaos: Er veröffentlichte als erster deutscher Musiker einen Teil seines aktuellen Albums auch als CD-ROM. Diese Scheibe sieht aus wie eine herkömmliche CD, kann aber im entsprechenden Laufwerk an einem IBM-kompatiblem PC mehr als nur die drei Songs abspielen. „Interaktiv“ — das zentrale Verkaufsargument der CD-ROMs — ist „Chaos“ aber nur bedingt: Auf Herberts CD-ROM sind drei Songs, deren Videos und Texte man sich synchron zur Musik am Computer-Bildschirm abrufen kann. Mehr Arbeit bekommt die Computer-Maus bei Billy Idols Digital-Paket „Cyberpunk“: Die beigepackte Diskette (nur in den USA erhältlich) enthält ein interaktives kunterbuntes Grafik-Info mit kurzen Musik-Samples. Die nächste Generation interaktiver CDs wird dagegen von Konzept-Künstler Todd Rundgren eingeläutet: Sein Produkt „No World Order“ (läuft nur auf Philips CD-I) erlaubt weitgehenden Eingriff in die Songs — über eine Million Musik-Variationen können durchgespielt werden. Peter Gabriel wird mit der CD-ROM „XPIora“ zum Jahresende ähnliche Vielfalt anbieten.