Interpol


Redselig wie nie: Interpol in der Dortmunder Westfalenhalle 2

Die Sensation gleich nach dem ersten Song: „Hallo, guten Abend!“, tönt es nach „Success“ aus Paul Banks‘ Mund höflich und auf Deutsch in die etwa zu zwei Dritteln gefüllte, schlauchartige Halle. Irritierend: Interaktion zwischen Publikum und dem verschlossensten Frontmann der vergangenen zehn Jahre! Banks spricht und bewegt sich so viel wie nie, wird die von Interpol regelrecht besessene Konzertbegleitung nachher fachkräftig urteilen. Dass überall die Frage gestellt wurde, wie es ohne den wichtigen ausgestiegenen (genialen etc.) Bassisten Carlos Dengler weitergeht, scheint bei der Band keinen Eindruck hinterlassen zu haben. Cool as fuck spielen sie mit David Pajo (Bass) und Brandon Curtis (Keyboard) dieses Konzert, das schon früh große Momente offenbart.

In „Take You On A Cruise“ beispielsweise bricht Banks bei der ohnehin schon schwer ans Herz gehenden Zeile „Baby, won’t you try to find me?“ immer wieder fast die Stimme weg. Gitarrist Daniel Kessler stellt sich für das Eröffnungsriff von „Narc“ vorn an den Rand und sieht, wie die ersten vier Töne das Publikum sofort in Jubel und Bewegung versetzen. Sam Fogarino trommelt ohnehin zackig und punktgenau. Vom neuen Album sind die ersten fünf Songs in der Setlist, was darauf hindeutet, dass Interpol im Sinne einer Platte mit A- und B-Seite verstanden werden darf.

Dann wird zum ersten Mal in dieser Besetzung der Klassiker „The New“ gespielt, und die Gitarren zerschneiden wie Sirenen die Luft. Ja, Interpol sind auch ohne Carlos Dengler eine großartige Band. Beim ergreifenden „Hands Away“ rutscht Paul Banks die Brille auf die Nasenspitze, im Hintergrund sieht die in glühend rotes Licht getauchte Bühnenwand so aus wie das Cover vom Debüt Turn On The Bright Lights. Interpol live, was soll man sagen: Gibt es schönere Gefühle als Schwermut und Melancholie? Für den Moment nicht. Ein Konzert für die Ewigkeit.