Interpol – Der Sound of Abschied
Die Welt hat lange auf das neue Album von Interpol gewartet – es hat sich gelohnt. Es ist noch düsterer, noch sperriger, noch lebendiger, aber auch ein letzter Gruß von Carlos Dengler, der die Band verlassen hat.
„Klar, ich würde lieber hier sitzen und andere Fragen beantworten als diese.“ Paul Banks zieht an seiner Zigarette und bläst den Rauch durch das kleine, schmucklose Hotelzimmer. Vor dem Fenster brennt die Sonne auf das hitzegeplättete Berlin und lässt den kollektiven Kreislauf der Stadt erlahmen. Schwer zu sagen, wo es gerade unkommoder ist: Draußen in der Gluthitze, wo sich alles nur träge schleppt – oder hier im verrauchten, engen Kämmerlein, in dem sich Paul Banks gerade anschickt, einen Haufen Interviews zu geben, die den Rahmen des üblichen Promo-Geplauders zwangsläufig sprengen müssen.Der Interpol-Sänger, bis auf seine weißen Schuhe und ein ebenfalls weißes Interpol-Arm-Schweißband ganz in schwarz gekleidet, starrt einen Moment auf seine Schuhspitzen, wischt sich dann ein paar Aschekrümel vom T-Shirt und hebt den Blick. Er sieht hinter seiner schwarzgeränderten Brille hervor, als wollte er sagen: „Ich kann dir länger in die Augen schauen als du mir“. Banks ist nicht unfreundlich, aber er ist auf der Hut. Im Grunde wirkt der etwas unterdurchblutete 32-Jährige so wie er singt; einen umherzappelnden, giggelnden Gesichtsausdrucksextremisten zu erwarten, wäre totaler Blödsinn gewesen.Es ist wirklich nicht einfach für Banks: Man müsste die Fragen, an deren Beantwortung er sich nun abmüht, eigentlich einer anderen Person stellen, aber diese Person gibt keine Interviews mehr. Es bleibt an Banks hängen, das nervige Thema zu verwalten. Er atmet noch einmal tief durch und sagt dann: „OK. Auf diese Frage gibt es eine offizielle Antwort von uns. Sie geht so: …“ Und schließlich beginnt er nach anfänglicher Zurückhaltung doch recht ausführlich zu erzählen: von einem, der nicht da ist, der nicht mehr dabei ist. Von einem, der die Band verlassen hat. Von einem, der ein Loch hinterlassen hat, von dem die Band Interpol noch nicht ganz ermessen kann, wie groß es tatsächlich ist. Und vom neuen Interpol-Album, dem letzten mit Bassist, Songschreiber und Quasi-Frontmann Carlos Dengler, der die Band kürzlich verlassen hat.Es ist ein schweres und dunkles, seltsam paranoid klingendes Album, das auch nach mehrmaligem Hören keine offensichtlichen Hits offenbart. Man könnte es für das beste Album halten, das Interpol jemals gemacht haben.Lesen Sie die vollständige Titelgeschichte im aktuellen
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Eric Pfeil – 20.08.2010