Isaac Hayes – ‚Black Moses‘


Im Harlemer Apollo-Theater stellte er den Besucherrekord ein. Drei Platinplatten, die er für seine letzten 3 Alben erhielt, erreichte nicht einmal ein Elvis oder die Beatles. Für die Filmmusik von Shaft' wurde ihm der Oscar verliehen. Isaac Hayes dürfte damit heute einer der reichsten Neger Amerikas sein: Und doch ist er für den grössten Teil der schwarzen Bevölkerung Amerikas mehr als nur ein Musiker. Oder vielleicht gerade deshalb! In seiner Show ist alles vereinigt, vom Klischee über den Humor bis zum Black-Panther-Gruss.

BESONDERS KITSCHIG WIRD ES, WENN ER WIE DJANGO VERMUMMT MIT UMHANG UND HUT AM BÜHNEN-AUFGANG ERSCHEINT. EINE KAHL-KÖPFIGE NEGERIN NIMMT IHM MIT VIELEN HULDIGUNGEN FAST ALLES AB, UND ER VERBEUGT SICH VOR DEM PUBLIKUM. TROMMELWIRBEL – LICHT – DANN STEHT ISAAC HAYES IN ORANGEFARBENEN STRUMPFHOSEN UND KETTEN AN HALS UND TAILLE WIE EIN SCHWARZER SUPERMANN VOR DEM MIKROPHON. DAZU DIE AUFREIZENDE MUSIK VON ‚SHAFT. DIE STIMMUNG WIRD RUHIGER UND ER SETZT SICH AN DIE ORGEL.

Er wirkt nicht wie der Bandleader auf mich, sondern eher wie ein Vater, der gemessenen Schrittes seine Routine-Tätigkeiten durchgeht.

Die Musik ist ruhig, gefühlvoll und mit Hayes melancholischer Stimme klingt sie meist traurig. Aber auch starke Rythmus-Stücke (wie z.B. Shaft und Masons ‚Feelin Allright‘) werden spannend verpackt geliefert. Ober Hayes Stimme kann man geteilter Meinung sein. Einem ist sie nicht ausdrucksvoll genug und fast unmusikalisch, dem Andern ist sie zu weich und zu wenig schwarz. Sie passt auf jeden Fall glänzend zu seiner Art Musik. Auch die Arrangements von ihm für sein ‚Movement‘ und das kleine Orchester sind sehr gefühlvoll und doch sparsam eingesetzt. Diverse Reizeinlagen von leichtbeschürzten Tänzerinnen lassen deutlich werden, dass man eine schwarze ‚Show‘ vor sich hat. Auch das erste Drittel ist typisch schwarz. Drei sich wiegende Sängerinnen heizen mit schlagerhaften Soulstücken dem Publikum vor dem Erscheinen des Stars ein. Isaac Hayes erhält auch als Humorist grossen Beifall, der aber zumeist vom schwarzen Publikum kommt. Sein einstudierter Dirigentenpart, bei dem er erstmals richtig mitgeht, lässt die Zuschauer toben!

In seinem ‚Movement‘ gefiel mir besonders der Gitarrist und der Bassist gut, die sparsam mit ihren Soli’s umgingen, aber einen fantastischen Background lieferten.

Der Stil von Isaac Hayes bewegt sich irgendwo zwischen Tamla Motown, Gospel, Jazz und natürlich Soul. All diese Elemente verbindet ‚Black Moses‘ zu einem unverkennbaren Sound, der besonders vom E-Piano und der leisen Wah-Wah-Gitarre geprägt wird. Man sollte trotz seiner Show-Klischee’s und den kitschigen Teilen darin nie vergessen, dass Isaac Hayes ein Vollblut-Musiker ist, der es gescharrt hat, mit einem eigenen Stil zum ganz grossen Durchbruch zu gelangen.