Janelle Monáe


Alleskönnerin dreht auf: Musik, die viel mehr als Musik sein will. Und ist.

„I want to create a purple state. Not just a red or a blue one“, sagt Janelle Monáe irgendwann im Lauf des Interviews. Ob sie mit „State“ die gesellschaftspolitische Ordnung oder den emotionalen Zustand meint, ist egal, weil vermutlich beides zutrifft. Für die Zustandsvariante spricht zumindest, dass sich die 24-jährige Amerikanerin allzu logischen Aussagen entzieht. Fragt man nach ihrer Biografie, lächelt sie: „Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern. Ich glaube nicht an Daten und Zeiträume.“ Verifizierbar ist immerhin, dass zwei Städte eine wichtige Rolle in ihrer künstlerischen Entwicklung spielen. Einmal New York, für das sie als Teenager ihre Heimat Kansas verließ. Hier besuchte sie die „American Musical And Dramatics Academy“. Die schmiss sie allerdings nach einer Weile: „Ich hatte keine Lust auf die Castings da. Ich wollte eigene Stücke schreiben und selbst Regie führen.“ Der „innere Kompass“ führte sie schließlich nach Atlanta, wo sie mit fünf anderen Künstlerinnen in eine WG zog, Konzerte gab, CDs von der Bühne herunter ver-kaufte und irgendwann von Outkasts Big Boi entdeckt wurde, der sie 2006 für sein Soundtrack-Album Idlewild verpflichtete. Mit Big Boi, der auf ihrem Debüt The Archandroid das tolle „Tight-rope“ rappt, verbindet sie, wie sie sagt, ein Interesse an Musik, die neben den herkömmlichen Genres spielt.

Wer sie irgendwo einsortieren möchte und dabei womöglich ihre Hautfarbe oder ihren Labelboss P. Diddy als Kriterium nimmt, bekommt ihre Krallen zu spüren. R’n’B, so sagt sie, sei das, was sie mache, sicher nicht. Schließlich würde sich auf The Archandroid eine Menge finden, das nicht einmal unter den Kunstbegriff der Musik fiele. Verweise auf Fritz Langs Film „Metropolis“ etwa, auf Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“ und auf die Science-Fiction-Bücher Isaac Asimovs. All das kanalisiert sie in einer Gattung, die sie als „Emotion Picture“ bezeichnet – immerhin entstehen im Hauptquartier der von Monáe angeführten „Wondaland Arts Society“ Videos zu allen Songs ihres Albums. Als Eskapismus möchte sie THE ARCHANDROID nicht verstehen: „Ich schaffe gerne alternative Welten, das mag stimmen. Aber ich bin mir der Probleme, die wir in der Realität haben, wohl bewusst. Meine Mutter war Hausmeisterin, mein Vater Müllmann. Sie entstammen einer Gesellschaftsschicht, die man als Habenichtse bezeichnen könnte. Gerade deshalb weiß ich, dass eine Zweiklassengesellschaft wie die in ‚Metropolis‘ durchaus passieren könnte.“

Albumkritik S. 85

www.jmonae.com

2006 Big Boi entdeckt Janelle Monáe bei einem Clubkonzert und lässt sie den Song „Call The Law“ auf dem Outkast-Album Idlewild einsingen.

2007 Monáe veröffentlicht ihre erste EP „Metropolis Suite I of IV: The Chase“.

2008 Sie unterscheibt bei Sean Combs Bad Boy Records.

6/2010 Ihr Debütalbum THE ARCHANDROID erscheint.