Jason & The Scorchers
Nun hatten die Boys aus Nashville schon mit einigen deutschen Gigs einen perfekten Einstieg, da gab’s gleich handfesten Krach. Bandintern. Nach dem Auftritt in München folgte eine deftige Keilerei; zwei der vier Rock ’n‘ Roller dampften wutschnaufend ab.
Ein vorzeitiges Ende, bevor’s überhaupt erst richtig losging? Nun, die Unstimmigkeiten sind vorläufig bereinigt, und Jason & The Scorchers bereiten sich zurück in ihrer Heimat – auf die Aufnahmen für die zweite Studio-LP vor.
In die deutsche Clubszene brausten Jason Ringenberg und seine drei Kumpels Warner, Jeff und Perry rein wie ein vollbeladener Truck in die Schaufensterdekoration eines Porzellanladens. Denn obwohl der Vierer als Heimatadresse die US-Country-Hochburg Nashville angibt, hat man nichts mit den verschnarchten Lagerfeuer-Serenaden der dortigen Country-Opis im Sinn.
Ohne Zweifel, Leute wie Hank Williams, George Jones und auch ein Bob Dylan haben nachhaltige Einflüsse bei Sänger Jason Ringenberg, Sohn eines Farmers aus Illinois, hinterlassen. Doch Clash lauschte der Ex-Eisenbahn-Jobber mehr als Nash. Seine historischen Wurzeln verschmolz er ebenso intensiv wie Kollege Joe Ely mit den stürmischen Tiraden der Punk- und New Wave-Bewegung. „Wir sehen uns als Teil einer Entwicklung, die mit Hank Williams, Jimmie Rodgers und Woody Guthrie begann, über Jerry Lee Lewis und Elvis Presley und natürlich Little Richard führte, schließlich Creedence Clearwater und The Flying Burritos streifte und bei Springsteen und den Stones bestimmt nicht endete.“ Weitere Einflüsse sind Michael Stripe von R. E. M. und Jeffrey Lee vom Gun Club.
Fürwahr ein weites Spektrum, das sich aber explizit in den unorthodoxen „Country-Songs“ des Nashville-Vierers widerspiegelt. „Wir werden oft als Country-Punks bezeichnet“, klagt Jason.
„So sehen wir uns nicht. Mehr als eine Band, die ihre Tradition und Kultur präsentiert. Das ist nun mal der südliche Westen der USA. Live mögen wir etwas stärker als auf unserer Debüt-LP FERVOR sein. Aber live ist Rock’n’Roll nun mal schmutziger und grantiger als im Studio. Auf der Bühne aber bricht der Orkan los – so wie wir jungen Burschen aus dem Süden nun mal sind.“