Jedem Tiersen sein Plaisierchen
Als im vergangenen Herbst das französische Filmmärchen „Die fabelhafte Welt der Amelie“ Millionen deutsche Kinobesucher rührte, lag das auch an der Filmmusik des 30-jährigen Bretonen Yann Tiersen. Der Kettenraucher mit dem ständig zerzausten Wuschelkopf ist genau der Typ Franzose, von dem frankophile Abiturientinnen träumen. Vor allem aber ist Tiersen studierter Musiker und Multiinstrumentalist, der einst einer Punkband vorstand, dann in den Sog der elektronischen Musik geriet und schließlich über die Beschäftigung mit Sampling zu Klavier, Akkordeon, Geige, Bratsche und Glockenspiel zurückfand, weil er keine Lust mehr hatte, sich „vor einen kleinen Plastikkasten zu stellen und darin Musik einzugeben“.
Sein neues Album „L’Absente „, dessen Titel auf Tiersens ständige Angst vor dem Verrinnen der Zeit anspielt, enthält erstmals neben Instrumentals auch Stücke mit Gesang (Gastsänger sind Neil Hannon und Lisa Germano) – kein überraschender Schritt, denn Tiersen ist Fan der Smiths und „von Brit-Pop überhaupt“, fühlt darüber hinaus eine „starke Seelenverwandtschaft mit Nick Cave, Tindersticks und Tom Waits“. So hat er sein Album zweisprachig – französisch und englisch – angelegt. Die Musik ist dennoch unverkennbar französisch, dabei eigen in der Mischung: Bretonische Folklore, Chanson, Kammermusik und Anklänge an Erik Satie fließen zusammen. Vor allem aber prägt die französische Lust an der Melancholie die Songs: „Schöne Musik ist immerauch traurig“, findet Tiersen. Live kann seine Band trotzdem auch mal in heftigen Garagenrock ausbrechen. Monatelang tourten sie daheim durch ausverkaufte Hallen, jetzt sind sie in Deutschland unterwegs.
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