Jeff Beck, Stevie R. Vaughan: New York, Madison Square Garden


„The Fire Meets The Fury“ – das Feuer trifft die Hitze – unter diesem Motto gingen der texanische Bluesrocker Stevie Ray Vaughan (34) und ex-Yardbird Jeff Beck (45) auf US-Tournee durch 27 Städte, wobei sie sich mit dem Eröffnungsgig jeweils abwechselten.

Welcher der beiden Gitarren-Desperados im restlos ausverkauften Madison Square Garden die Hitze und welcher das Feuer verkörperte, das blieb allerdings unklar. Denn beide schürten mit ihren Instrumenten ein musikalisches Inferno, das die Stimmung in der betongemütlichen Allzweckhalle, wie es sich für Feuer und Hitze gehört, zum Kochen brachte.

Jeff Beck war an diesem Abend als erster dran und gab, unterstützt von Keyboard-Maestro Tony Hymas und Drummer-Derwisch Terry Bozzio, den Fans, was sie erwarteten: Heavy Metal mit Köpfchen. Sein Programm, das er mit Material von der neuen LP Guitar Shop und von früheren Instrumentalalben bestritt, glich einer pyrotechnischen Wundertüte. Mit bloßen Fingern und ohne Plektrum entrang er der Gitarre mit minimalem Aufwand und elektronischen Gimmicks eine schwindelerregende Klangpalette. So demonstrierte Beck, was man mit einer Gitarre und einem Verstärker alles anfangen kann – von brutal hartem, kehligem Gejaule bis zu hingefetzten donnernden Stakkatosalven, von langgezogenen klagenden Seufzern bis hin zu einer so farbenprächtigen und melodischen Klangfülle, daß nur die Virtuosität von Jimi Hendrix als Vergleichsmaßstab herhalten kann.

Stevie Ray Vaughan knüpfte daran an. Er gehört zu den einflußreichsten Katalysatoren der neuen Blues-Bewegung. Von Albert King hat er den saitenzermürbenden Klagegesang übernommen, von Hendrix, Kings bestem Schüler, den breiten, schnellen Sound und von Lonnie Mack die wehklagende Gitarre. Am Anfang seiner Karriere bot Vaughan den Fans stets ein wildes, oft übertriebenes Gitarrenspiel, und er baute seine ganze Show alleine auf seinem Instrument auf. Im Madison Square Garden jedoch präsentierte er sich in neuer Ausgeglichenheit als Showman und Gitarrenvirtuose, der eines seiner besten Konzerte gab. Lag’s an der Konkurrenz von Jeff Beck?

Als Frontmann seiner vierkopfigen Band Double Trouble tänzelte Vaughan jedenfalls auf Zehenspitzen über die Bühne, während er zur Freude des Publikums seiner Stratocaster bewährte Riffs entlockte. Und obwohl er die Tendenz hat, mit seinem Spiel ins Unverbindliche abzugleiten, verwandelte er sich an diesem Abend in Stücken wie „Cold Shot“ und „Superstitious“, im traurigen Bluessong „Leave My Girl Alone“ oder in „Voodoo Chile“ von Jimi Hendrix in einen inspirierten Könner.

Für die Zugabe stiegen Jeff Beck und seine Band zu Double Trouble auf die Bühne – in Freddie Kings Stimmungsnummer „I’m Going Down“. Der Titel beschreibt denn auch treffend die Wirkung des donnernden Tonbreis, der wegen des schlechten Sound-Mixes den Saal erfüllte. Beck hatte jedenfalls schnell genug davon, schmiß die noch winselnde Gitarre auf den Boden und marschierte von der Bühne.