Jess Roden Band auf der Ochsentour


Das war die erfolgreiche „Ochsentour“ der Jess Roden Band: Dortmund, Osnabrück, Hamburg, Wolfersheim bei Frankfurt. Die Testkonzerte in kleinen Clubs für ein Programm zwischen Jazz, Rock und Funk hinterließen eine Bombenstimmung. Sänger Jess Roden und seine sechs Musiker geben sich locker, wie man es eigentlich in letzter Zeit nur noch von munteren Amis dieses Genres gewöhnt ist. Sie törnen sich auf der Bühne gegenseitig an, die Stimmung in der Band war absolut kreativ, und nach kurzer Zeit hatten sie auch das Publikum auf ihrer Seite. Die Steno-Zeichen des Londoner Rock-Kritikers, der die Gruppe beim Auftritt im Hamburger „Logo“ unter die Lupe nahm, wurden im Laufe des Abends immer chaotischer.

In England vergleicht man Jess Roden sogar schon mit Joe Cocker. In jedem Fall gehört er in die Reihe der zur Zeit fähigsten weißen Soul- und Blues-Interpreten. Mit Soul hatte er in den 60er Jahren auch angefangen: bei der Jazz-Rock-Formation Alan Brown Set. Dann schaltete er 1968 mit „Bronco“ auf Country-Rock um. 1972 nahm er ein halbwegs zufriedenstellendes Solo-Album auf, sang später bei Studiosessions für die Who, Paul Kossoff und Jim Capaldi und hielt es kurze Zeit in der Butts Band der beiden ex-Doors John Densmore und Robbie Krieeer aus.

Albert Toussaint und die Meters halfen Jess Roden in New Orleans bei eigenen Titeln für sein Solo-Album. Als Band für seine Live-Auftritte engagierte er dann die arbeitslosen Musiker von „The Iguana“, einer frustrierten Gruppe von Session-Leuten. Das englische Publikum lernte die Jess Roden Band schon vor zwei Jahren im Vorprogramm der Roxy-Tournee kennen. Seitdem sorgen Jess, Bruce Roberts (g), John Cartwright (b), Pete Hunt (dr), Chris Glower (tomb), Ronnie Taylor (alto sax) und Steve Webb (g) in ungezählten Clubs für Stimmung. Ein Live-Mitschnitt von einem Auftritt im Londoner Marquee erschien als EP. „Keep Your Hat On“ ist der Titel der ersten LP der Jess Roden Band; die zweite kommt jetzt auf den Markt und heißt „Play It Dirty, Play It Loud“.

Den Höhepunkt der Stimmung erreichte der Hamburg-Besuch der Band in den frühen Morgenstunden hinter den Kujlissen. Ronnies kurze Showeinlage bestand aus einem Bauchtanz in Silberslip, Socken und Stiefeln.