Joan Armatrading – London, Wembley Arena


Das Jahr 1983 ist ein wichtiges Datum in der nun zehnjährigen Karriere von Joan Armatrading. Auf ihrer derzeitigen Welt-Tournee lockt die 32jährige Sängerin mit Sicherheit mehr Leute in die Konzerthallen rund um den Globus als je zuvor. Allein in die riesige Wembley Arena kamen an zwei aufeinander ausverkauften Abenden 16000 Fans. Diese Begeisterung ist jedoch nur ein äußerer Ausdruck für den entscheidenden Wandel, der sich in und um Joan Armatrading durchgesetzt hat.

Das Publikum bei den Konzerten der schwarzen Lady ist im Vergleich zu früheren Jahren jünger Und anders. Nicht mehr Alternativ-Fummel und blauäugiger Emanzipations-Blick bestimmen die Besucher-Szene, sondern ein bunter gesellschaftlicher Querschnitt von Poppern über angegraute Jazz-Fans bis hin zu dynamischen Pistengängern.

Auch Joan Armatradmg ist 1983 eine andere. Nicht mehr die sensible, scheue, extrem zurückhaltende Singer-Songwriterin, die zur Akustik-Gitarre solistische Intim-Bekenntmsse gibt. Diese Charakterrolle gehört der Vergangenheit an.

Die Hinwendung zu griffiger, aggressiver Rockmusik, wie’s ihre letzte LP THE KEY offenbarte, steht im Vordergrund. „Stimmt, ich hatte keinen Bock mehr auf die Jazz-Sachen“, verkündete die Rock-Lady in der Presse-Konferenz „Die Musik, die ich heute spielen will, muß einfach viel direkter und kompromißloser sein.“ ]oan-Armatrading-Konzerte sind heute Rock-Konzerte, wo „die Leute ruhig tanzen sollen“. Bekannte Stücke wie „I’m Lucky“, „Rosie“, „Love And Effection“, „Bottom To The Top“, „Me Myself I“, „Show Some Emotion“ oder Neuheiten wie „The Key“, „Drop The Pilot“ und „I Love My Baby“ forderten in modernisierten Versionen zur Bewegung auf. Gegenüber den kraftvoll attackierenden Gitarren-Riffs eines Phil Palmer konnte sich keiner verschließen. Dazu zimmerte der Rest der Band mit Justin Hildreth (dr), Mike Simmonds (keyb), C. Diggle (perc) und Jan Maidman (bs) einen Drive, der keinerlei Schwachstellen und Sackgassen aufwies.