Joan cool, Hunter rockig, ZZ-top! Rock ’n ‚Blues – Palast


The Clash schienen den Veranstaltern anscheinend nicht geeignet zu sein für die Rocknacht, aber Joan Armatrading, Jan Hunter Band, ZZ Top plus The Blues Band… das klang auch nicht schlecht. Zum erstenmal war übrigens das russiche Fernsehen dabei, zwar nicht live, aber immerhin. Hot stuff für die sowjetischen Kids.

Weil das deutsche Fernsehen erst ab Mitternacht übertragen konntewolltedurfte (die Eurovisionsleitungen waren bekanntlich dem kulturellen Ereignis des „Grand Prix“ vorbehalten), hatte man für das Publikum in der brechend vollen Grugahalle noch zusätzlich die Blues Band aus London ins Programm genommen. Als diese Enddreißiger-Gruppe um Sänger Paul Jones um zehn Uhr abends das 6. Rockpalast Festival eröffnete, präsentierte sie sich zwar optisch wie eine New Wave-Band (mit den beiden Skinheads Tom McGuinnes und Hughie Flint), brachte aber mit ihrem sehr rockigen Blues gleich gut Stimmung unter die Leute, die auch bis zum Ende anhielt. Joan Armatrading hatte aus den USA eine neue Band mitgebracht, u.a. Rick Hirsch (Gitarre) von Wet Willie, Dick Sims (Keyboards) von Eric Clapton und (zum zweiten Mal bei einer Rocknacht) Schlagzeuger Richard Hayward von Little Feat. Joan war cool, sehr sehr cool und klang wie auf Platte, aber auf Grund ihrer ungeheuren Ausstrahlung gefiel sie aufs neue. Härter als von ihr bisher gewohnt waren die vorgestellten Stücke.

Die Ian Hunter Band fietschering Mick Ronson spielte ziemlich das gleiche Programm wie auf dem neuen Live-Album. Je nach dem, ob Ian Gitarre oder Klavier spielte, waren drei Gitarristen bzw. Keyboardspieler auf der Bühne zu bewundern. Eine Offenbarung war das Konzert zwar nicht, vieles klang breiig, es war zu laut und es gab Probleme mit der Technik, aber bei gradlinigem Rock made in America und einigen ruhigen Stücken blieb das Publikum bei Stimmung.

Aber dann ahouw houw houw houw: ZZ Top aus Texas mit Blues, Southern-Rock und knochenhartem Boogie. Die Gruppe hatte ihren allerersten Auftritt in Europa und dürfte hier eine ganze Menge neuer Fans hinzugewonnen haben. Die drei Musiker haben jedenfalls so kompromißlos gespielt, daß man das fast schon gefährlich nennen konnte; erst recht, wenn man dazu noch Billy Gibbons und Dusty Hill mit ihren wilden Barten sah. Eine zusätzliche Überraschung war bei den ersten der vielen Zugaben das Live-Zusammenspiel zu einem auf der Bühne als Film mitlaufenden Playback, in dem die drei Saxophone spielen. Ich habe mich um sechs Uhr morgens wirklich so gut gefühlt wie selten!