Joanna Newsom – Ys
YS ist eine dieser nicht allzu häufigen Platten, denen man mit Haut und Haaren verfallen kann und die geeignet sind, milde bis besorgniserregende Besessenheit hervorzurufen. Alles an dem zweiten Album der 24-jährigen Kalifornierin Newsom ist faszinierend. Die Entstehungsgeschichte, der künstlerische Quantensprung, die ganze glorreiche Bravour… Die Gefahr der Vernerdung ist erheblich! Man halte sich an das Album selbst, die fünf Kompositionen, deren kostbares, Klassik- mit Folksong-Strukturen (ja. es gibt Refrains und Hooklines hier, in Massen, und was für welche!] verwebendes Melodiengeflecht des Hörers Hirn derart einzunehmen imstande ist, dass man schier kirre werden mag, weil irgendwann der ganze Kopf vor Musik schwirrt. Die Harfe! Die Stimme! Die unendlich farbenreich funkelnden Orchesterarrangements von Altmeister Van Dyke Parks, der, von der Zusammenarbeit mit der visionären Newsom sehr offensichtlich profitierend, Musik von hinreißender Eleganz und Eindringlichkeit geschaffen hat. Man wird nicht fertig damit, immer neue bezaubernde Details zu entdecken, in der Musik, in den nur zaghaft sich entschlüsselnden Texten. Ein – Entschuldigung, man muss es immerwieder sagen, bitte nicht abschrecken lassen – absolut faszinierendes Kunstwerk.