John Lennon – „Das Haus ist umstellt!“


Lennon spricht über die LP ROCK’N’ROLL, an der er zusammen mit Phil Spector gearbeitet hatte.

Lennon: … es war das erste Mal, daß ich Spector seinen Willen ließ, wenn es hinterher auch anders kam, aber das ist ’ne lange Geschichte. Wenn du dir das Album ansiehst, wirst du feststellen, daß etwa die Hälfte von Spector, die andere Hälfte von mir ist, unter anderem „Be-Bop-a-Lula“, die Buddy Holly-Sachen und die von Carla Thomas und Sam Cooke. Spector ist mit den Bändern, mit allen 16 Titeln abgehauen und hat sie weggeschlossen, damit ich nicht ‚rankonnte. Eines nachts ruft der Spinner mich an und sagt…

Yoko Ono: Und wir waren mitten in der Aufnahmesession.

Lennon: Das konnte auch nur passieren, weil ich völlig arglos war. Bis dahin hatte er kaum Zugang zu den Bändern gehabt, wie bei IMAGINE und den Plastic-Ono-Sachen. Er war sehr gut gewesen, einfach gekommen und wieder weggegangen und ich habe ihn nie richtig kennengelernt. Für das ROCK’N’ROLL-Album brauchte ich drei volle Wochen, um ihn davon zu überzeugen, daß ich nicht vorhatte, mich in die Produktion einzumischen. Ich sagte, ich wolle nur der Sänger sein, er solle mich einfach behandeln wie Ronnie (Spectors ehem. Frau, LeadSängerin der Ronettes. Anm. der Red) Eines Tages, als er mal nicht arbeiten wollte, rief er an und sagte, das Studio sei abgebrannt. Ich muß hier einschieben, daß ich in diesen frühen Tagen nichts davon wußte, wie weit es mit ihm gekommen war. Ich sagte also: „Oh, das Studio ist abgebrannt!“ Dann ließ ich das Studio anrufen: es war nicht abgebrannt. Das war an einem Sonntag. Am darauffolgenden Sonntag ruft er an und sagt: „Hey Johnny“ … Ich sagte: „Oh, da bist du ja, Phil, was ist passiert? Eigentlich sollten wir jetzt im‘ Studio sein.“ Er sagt: „Ich hab‘ die John-Dean-Tapes“. Ich sage: „Was?“ Er: „Ich habe die John-Dean-Tapes.“ Andy Peeblesi Watergate. John Lennon: Richtig, Watergate. Ich sagte: „Wovon sprichst du überhaupt?“ Er sagte: „Mein Haus ist von Helicoptern eingekreist, sie versuchen, die Bänder zu kriegen.“ Ich sagte: „Das Haus ist umstellt?“ – Ich glaubte den Quatsch auch noch, – „Du hast die John Dean-Tapes, und dein Haus ist umstellt aber was ist mit unserer Session? Die kostet Geld und wir wollten eigentlich langsam zum Ende kommen, und überhaupt, was willst du denn mit den John Dean-Tapes?“ Er sagte: „Ich bin der einzige, der feststellen kann, ob sie manipuliert wurden.“ Was er mir in seiner unnachahmlich netten Art sagen wollte, war dies: Er hatte meine Bänder, nicht die John Dean-Watergate-Tapes, er hatte meine Tapes unter Verschluß in seinem Keller hinter dem Stacheldraht und den Wachhunden und den Maschinengewehren. Es gab also keinen Weg, da ‚ranzukommen. Das Album mußte ein Jahr lang auf Eis gelegt werden, und wir mußten über Capitol klagen, um die Tonbänder von ihm zurückzubekommen.