Journalisten auf Vinyl


"Wir basteln uns eine Schallplatte" - House und DJ-Kultur machen's möglich. Auch für Schreibtischtäter und Mikrofonritter der Musikmedien. Houseberichterstattung über Antonia Langsdorf und Michael Reinboth.

Immer nur über Musik zu berichten weckt die Sehnsucht, es mit einer eigenen Platte besser zu machen – die Kritik-Kollegen werden schon sanft genug damit umgehen. Eine Milchmädchenrechnung? Getarnt als „MC Lola“ wollte Ex-Tele 5-Moderatorin Antonia Langsdorf mit ihrem House-Mix „Ein Leben für die Liebe“ die interne Branchenkritik incognito umschiffen, doch „das hat die Firma natürlich vermasselt.“ Jetzt stöhnt und mummelt sie auf ihrer ersten Single ganz öffentlich wechselweise in Englisch oder Deutsch und verrät nebenbei auch die ganze Wahrheit: „Eigentlich habe ich ja schon mit vierzehn zur Wandergitarre geplärrt. Ich wollte immer Musik machen.“ MC Lola ist keine schnelle Nummer, sondern für Antonia erst der Anfang ihrer Zweitkarriere als Primärkreative, und dabei mischt sie selber kräftig mit an den Reglern, denn „das ist der größte Spaß daran. Ich will doch nicht nur die hübsche Frau mit der Stimme sein.“

Eine hübsche Stimme hat sich ME/Sounds-Mitarbeiter Michael Reinboth mit der schwarzen Sängerin Althea vorsichtshalber lieber gleich in London besorgt. Mit dem Projekt-Namen Dreadful Great tarnt er seine Person und auch den zweiten Hintermann, ein ominöser „Wildmax“. „Ich will eigentlich nicht, daß das ganze so publik wird.“ Für den sanft-groovenden Tanzbodenschleicher, zu dem das fachkundige Team Bob Dylans „It’s All Over Now, Baby Blue“ verarbeitet hat, muß sich niemand verstecken, auch wenn Berufskritiker Reinboth dazu seine ganz eigene Empfehlung hat: „Hört Euch lieber die „B-Seite an.“ Oder die nächste A-Seite, denn auch DJ-Profi Reinboth fühlt sich ausgesprochen wohl im anderen Lager: „Wir wollen auf jeden Fall weitermachen. Es ist völlig wahnsinnig, was du in so einem Studio alles machen kannst, fast wie Puzzle spielen, das läßt mich einfach nicht mehr los.“