Judas Priest


Über Geld spricht man unter Musikern nur ungern. Entweder man hat es und schweigt – oder die Einnahmen sind zu bescheiden, um erwähnt zu werden. K.K. Downing, axe-hero von Judas Priest, macht da eine Ausnahme.

Das Thema brennt der Band allerdings auch schon seit Jahren unter den Nägeln. Geld oder besser gesagt Steuern waren beispielsweise ein Grund für die Wahl der Studios in Ibiza, wo die aktuelle LP DEFENDERS OF THE FAITH entstand – ebenso wie schon zuvor SCREAMING FOR VENGEANCE von ’82. „Nachdem wir solange am Hungertuch nagten und erst spät den Rubel ins Rollen brachten, stellten wir fest, daß wir sieben bis acht Monate pro Jahr außerhalb Englands arbeiteten! Ein Steuerberater gab uns den Rat: , Wenn ihr zehn Monate außer Landes seid, ist euer Geld steuerfrei.‘ Denn in England gibt es ein komisches Gesetz, das besagt: Wer im Ausland aufnimmt, der erhält 25 Prozent Steuerermäßigung auf gewisse Einnahmen.“

Das Schreiben, die Aufnahmen und das Abmischen in Florida dauerten sechs Monate, ehe die Band im Dezember ’83 zu ihrer Welttournee aufbrach. „Man hätte es unter optimalen Voraussetzungen auch in zwei Monaten schaffen können“, meint Downing rückblickend, doch verschiedene Unterbrechungen haben den Fahrplan verzögert. Am Ende zählt aber auch hier nur das Resultat, das am enormen Erfolg von SCREAMING gemessen wird.

Seit 1974 und ihrer ersten LP ROCKA ROLA sind Priest ihrem schnellen, von aggressiven Twin-Guitars bestimmten Stil und unverhülltem Leder-Macho-Image auf attraktive Weise treu geblieben. Auch wenn der Weg an die Spitze voller Hindernisse war, man erst nacheinem „schmerzhaften, langsamen Prozeß“ mit BRITISH STEEL von ’80 finanziell auf eigenen Beinen stehen konnte, hat man in all den Jahren stets auf eine Karte gesetzt:

„Leather ’n‘ Bike Metal“.

„Es ist“, so Drummer Dave Holland, „nach wie vor ein unbeschreiblicher Augenblick, wenn Rob sein Motorrad zu Beginn der Show anwirft. Das haben wir schon so oft gemacht und immer wieder ist es wie ein Vulkan, der die Leute erfaßt. „

Auf ihrer jüngsten Deutschland-Tournee funktionierte der Vulkan besser denn je. Exzellente Shows in riesigen Hallen brachten derart volle Kassen, daß sich Halford & Co. vielleicht sogar wieder ein paar Wochen Aufenthalt im heimischen England leisten können.