Kampf um die Summe der einzelnen Teile


Das Jahr der Supergroups: In Zeiten der Krise hält man zusammen. Aber nicht unbedingt das, was man verspricht.

„Es ist ja nicht so, dass ich den Begriff hasse. Aber ich rasiere mich nicht mit ihm, ich benutze ihn nicht zum Essen. Er bedeutet mir einfach nichts“, sagt Josh Homme über den Terminus, der seiner neuen Band anhaftet wie aktuell keiner zweiten: Supergroup. Aber was will man erwarten, wenn man zwei der wichtigsten Musiker der vergangenen 40 Jahre (Dave Grohl,John Paul Jones) um sich geschart hat und selbst Teil der legendären Kyuss und der noch legendäreren Queens Of The Stone Age (und der Eagles Of Death Metal) war und somit alle Anforderungen der Definition einer Supergroup erfüllt: eine Pop- oder Rockband zu sein, deren Mitglieder zuvor bereits in anderen, oft sehr bekannten Bands erfolgreich waren.

Weiteres Charakteristikum: Sie nehmen selten mehr als zwei Alben auf, siehe Blind Faith, Traveling Wilburys, Velvet Revolver. Im Falle von Them Crooked Vultures wäre das schade. Haben sie doch bereits angekündigt, bald den Nachfolger zu ihrem gerade erschienenen Debüt einzuspielen. Verhält sich die Band gesetzesgemäß, dürfte sie jedoch im nächsten Jahresrückblick bereits unter der Rubrik „Splits & Goodbyes“ stehen. Ein Schicksal, das bitte auch Monsters Of Folk, das vor fünf Jahren von Conor Oberst, Jim James, Mike Mogis und M. Ward gegründete Kollektiv, das 2009 ein feines Debüt veröffentlichte, verschonen möge. Ebenso wie The Dead Weather, die sich aus dem hyperaktiven Jack White, The-Kuls-Sängerin Allison Mosshart, dem von Homme vorläufig im Stich gelassenen QOTSA-Gitarristen Dean Fertita und dem aus einer anderen Supergroup Whites (The Raconteurs) bekannten Jack Lawrence zusammenfanden. Ganz schön viel Supergroup, was? Nicht genug!

2009 fusionierten Mitglieder von Gomez, Phantom Planet und Maroon 5 zu den erwartbar berechenbaren Operation Aloha; Ex-New-Order-Drummer Stephen Morris und Blurs Alex James halfen Bernard Sumner (auch Ex-New-Order) und Phil Cunningham (Marion) dabei, eine harmlose Platte als Bad Lieutenant zu erarbeiten. Etwas abenteuerlicher geriet da Tinted Windows, das vom Alternative Rock der 90er nicht loslassen wollende Allstar-Projekt von James Iha (Smashing Pumpkins), Taylor Hanson (Hanson), Adam Schlesinger (Fountains Of Wayne) und Bun E. Carlos (Cheap Trick).

Und dann gab es da den wahrgewordenen feuchten Traum derer, die ihre Wochenenden am liebsten in Instrumentenshops verbringen: Sammy Hagar, Joe Satriani, Michael Anthony und Chad Smith sind Chickenfoot. Die können dem Etikett „Supergroup“ übrigens auch nichts abgewinnen. Warum eigentlich? Weil der interne Druck von Bands voller erfolgsverwöhnter Egos groß genug ist. Weil man da nicht auch noch externen Druck brauchen kann. Weil man diesen ungewollten Ruf dann doch nicht verlieren will.