Kate Nash München, Tonhalle
Große Frau ganz klein: Dass hinter hohen Verkaufszahlen auch gewisse Menschenmengen stehen, sollte der 20-jährigen Über-Nacht-Sensation an diesem Abend schmerzhaft bewusst werden.
Vor einem halben Jahr war Kate Nash nicht viel mehr als ein Schreibfehler im Namen des Urge-Overkill-Sängers. Dann wurde sie in England zum neuen Frolleinwunder hochgejazzt. Heute müssen Konzerte ihrer ersten Deutschland-Tournee in deutlich größere und dann immer noch ausverkaufte Hallen verlegt werden. Ein derartiger Erfolg kann nun mehrere Effekte im Innenleben des Empfängers erzielen: Man wuchert zum massiven Arschloch aus. Oder man gibt sich völliger Verschüchterung hin und nimmt den Schritt auf die Bühne wahr wie den Bungeesprung, den man nie unternehmen wollte. Kate Nash wurde nicht zum Arschloch. Sie huscht auf die mit allerlei künstlichem Federvieh dekorierte Bühne und klimpert sich durch die ersten vier Songs ihres Sets, als wollte sie das alles möglichst schnell hinter sich bringen. Da helfen auch die zahlreichen „We Love You“-Bekundigungen des hauptsächlich aus Indie-Girls in Freund-Begleitung bestehenden Publikums nichts, „l’m a little nervous tonight …I don’t know why“, gesteht sie in einer ihrer raren Ansprachen. Die Sympathiebekundungen, die sie damit einheimst, lassen ihr Selbstvertrauen aber offenbar nur noch mehr sinken. Über unerschütterliche Selbstsicherheit verfügt sie nur in ihren Songs -da besingt sie ohne jegliche Schamesröte die „Dickheads“ dieser Welt, kreischt das „Bitch“ in ihrem Radiohit „Foundations“ und veranstaltet teilweise ganz bewusst einen atonalen Lärm, der ihr ein schelmisches Grinsen entlockt, als hätte sie gerade als Dreijährige einen dicken Rotzpopel ins Ehebett der Eltern geschmiert. Zur Konzertmine wagt sie sich aus dem Versteck hinter ihrem Keyboard und schnallt sich die Akustikgitarre um. Während „Birds“ und „The Nicest Thing“ legt sich ein Blaulichtschleier über die Halle und die Indie-Girls rücken etwas näher an ihre Begleitung. Das Finale bildet ein Ausblick darauf, was 2008 zum Nachfolger von „Foundations“ avancieren könnte: „Pumpkin Soup“ hat mit seiner nach gerade cartoonhaften Mega-Catchyness die Macht, seiner Schöpferin sogar den US-Markt zu Füssen zu schmeißen. Ob der guten Kate das ernsthaft zu wünschen ist, bleibt fraglich. Man meint es ja doch nur gut mit ihr.
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