Keziah Jones
Eine Story wie geschaffen fürs Kino. Der blaublütige Sprößling eines nigerianischen Großindustriellen verweigert sich der vorgeschriebenen Laufbahn als erfolgreicher Geschäftsmann, buchst aus einem englischen Elite-Internat aus und verbringt seine Tage im London der Penner. Als er dem Asphaltpublikum mittels Gitarre eine selbstentwickelte Stilmixtur namens ‚Bluefunk‘ kredenzt, wird er von einem aufmerksamen Zuhörer mit Beziehungen zur Plattenbranche vom Fleck weg engagiert. Dann, vor zweieinhalb Jahren, erscheint das erste Album des einstigen Obdachlosen mit der feinen Familie. ‚Bluefunk is a Fact‘ läßt Kritiker und folglich auch Fans kraftvoller schwarzer Musik aufhorchen. Von Musikexpress/Sounds wird das Werk gar als ‚Platte des Monats‘ präsentiert. Inzwischen steht die zweite CD von Keziah Jones in den Regalen. ‚African Space Craft‘ entstand unter der Regie von Producer Ron Saint Germain (Living Colour), der die Devise ‚härter, rauher, rockiger‘ ausgab. In kompakten Songs wird Jones‘ Seelenverwandtschaft mit Jimi Hendrix selig noch deutlicher als auf seinem Debütalbum aus dem Jahr 1992. Selbstbewußt klopft Keziah denn auch große Sprüche: „Was ich mache, ist symphonische Musik. Du lauschst drei Musikern, aber du meinst, zehn zu hören.“ Wenn Jones nicht gerade dem Bluefunk frönt, setzt er voll auf Bildung durch Bücher: „Ich befasse mich beispielsweise mit der Geschichte der Religion, der Ökonomie und der Klassensysteme. Wenn du alle Zusammenhänge verstehst, hat das System die Macht über dich verloren. Es besitzt dich nicht mehr.“ Akt. Album: African Space Craft (Virgin)