Killer-Gig auch ohne Cops: Ice-T und Body Count


NEW YORK. Derblauweiße Polizeiwagen steht demonstrativ im Halteverbot an der Ecke 43. Straße’Seventh Avenue. Von den Insassen keine Spur. „Die Bullen liegen bestimmt mit gezückten MGs du drinnen im Anschlug“, zischl ein Kid mit grüner Mohikaner-Bürste.

,,Da drinnen“ ist die Trutzburg des liberalen Konservativismus, die Redaktion der „New York Times“. Hier, auf der gegenüberliegenden Straßenseite im „Academy“. ist Feindgebiet, Cop Killer-Territorium gewissermaßen, glaubt man der Polizei. Denkste. Das zu 99 Prozent aus weißen Wochenend-Headbangern bestehende Publikum schaut so friedlich brav, als könne es nicht mal daheim ein Blau von Mamis Gummibaum ausrupfen.

Dennoch. Die Polizei hat nichts unversucht gelassen, die“.Slamfest Tour“ von Ice-T und seinen Metalboys Body Count zu killen. In zwei US-Städten war man ¿

damit erfolgreich, nicht aber in New York.“.New York’s Finest“. wie man hier die Polizei nennt, sitzt Body Counts Song „Cop Killer“ noch wie ein Stachel im Nacken, wenngleich der Song mittlerweile aus dem Album entfernt wurde.

Ob mit oder ohne dem kontroversen Song — Body Count ist ein emotionsgeladener Geniestreich. Das wird deutlich, als die Band kurz vor Mitternacht auf die Bühne stolpert. Der mit einem ätzend scharfen Stakkato der Gitarristen Ernie C und D-Roc eingeleitete Opener „Body Counts In The Htiuse“ steckt den musikalischen Parcour ab: Vorbei geht’s an den Power-Hooks von Anthrax. dem „bösen“ Hammer-Sound von Blue Oyster Cult sowie der Punk-Power von Black Flag — hinein in die Kill-Zone von Ice-Ts Bühnen-Charisma. Oh es ein gellender Schrei ins Publikum ist („1 mmtlo make von angry“), die spitzbübische Bemerkung zu Bassist Mooseman. als dieser stolpert und hinfällt („Das kommt davon, wenn man kurz vor dem Gig bumsi“) oder die Zwiesprache mit seinem Schwanz bei „Evil Dick“, bei dem sich Ice-T in die Boxershorts blickt und zu seinem Songhelden sagt: „Wenn du dich nicht benehmen kannst, nehme ich dich nicht mehr mit auf Konzerte. „Sprach’s und legte eine Rammelorgie auf den Holzboden, die vergleichbares Bühnentreiben von Prince oder Billy Idol zum Ringelreihen von Kindergarten-Kids deklassierte.

Die den ganzen Abend in der Luft hängende Frage blieb: Wagt er’s oder wagt er es nicht? Kurz nach 1 Uhrsteckt Ice-T mit seiner Band tuschelnd die Köpfe zusammen und verkündet, daß die Band gewöhnlich einen anderen Song zum Abschluß spiele, aber man sei hier.schließlich in New York — und mit einem vom Publikum zuriickgebrülllen Aufschrei“.Fuck the police“ donnert Body Count durch“.Cop Killer“. Derweil sich der Manager hinter dem Mischpult sichtlich nervös den Hemdkragen vom Hals zupft.

Keine Bange. Auch beim Verlassen des Theaters ist weit und breit kein Polizist auszumachen. Nur der Cop-Car parkt noch im Halteverbot.