King Crimson – In The Court Of The Crimson King


Im Januar Band gründen, im September Genre-definierendes, komplexes Meisterwerk aufnehmen, im Oktober veröffentlichen, im Dezember Bandauflösung: In den 60ern ging im Rock alles noch etwas schneller als heute, aber so flott doch auch selten. Mit THE CHEERFUL INSANITY OF GILES, GILES AND FRIPP hatte der exzentrische Gitarrist Robert Fripp – die Antithese zum hedonistischen Rocker – 1968 ein weithin ignoriertes Avant-Jazzrock-Album gemacht, dann hatte der eine Giles-Bruder Peter sich abgeseilt. Um Fripp und Drummer Michael Giles sammelten sich nun der Multiinstrumentatist lan McDonald (Flöten. Vibraphon, Keyboards, Mellotronl, der junge Bassist und goldkehlige Sänger Greg Lake und Nicht-Musiker Peter Sinfield, der neben kraftvollen mystizistisch-lyrischen Texten und Lightshow-Konzepten auch den Bandnamen – ein Synonym für den Leibhaftigen – zu dem Unternehmen beisteuerte. Erste stürmische Auftritte – Sternstunde war ein Gig im Vorprogramm der Stones bei deren Hyde-Park-Konzert am 5. Juli 1969 – hinterließen baffe Hörer: Dieser Sound, der da Folk-, Psychedelic-, Hardrock- und Jazz-Einflüsse zu ausufernden Epen von majestätischer Schönheit und Intensität verquickte, dieser Klang des kippenden Hippietraums konnte gleichermaßen betören und einem Angst einjagen. King Crimson galten als das hippste Ding des Sommers – Townshend und Hendrix waren Fans, John Peel lud sie in seine Show -, noch bevor sie im August ins Studio gingen und in Eigenregie ihr Debüt aufnahmen. Das Ergebnis war nicht weniger als ein Wunderwerk; vor altem McDonalds revolutionärer Einsatz des Mellotrons als Lead-Instrument läßt bis heute Ohren überquellen. Und das war’s dann auch schon mit King Crimson Mark I: Ende ’69 kündigten McDonald und Giles, entnervt vom Touren, Lake wurde von Keith Emerson für ELP abgeworben (er sang noch aushilfsweise beim zweiten Crimson-Album mit), Fripp wechselte die Crimson-Line-Ups fortan wie die Hemden. Die verstörende Schönheit und Intensität dieses Albums erreichte er nie mehr – und in dieser Dichte auch kaum ein anderer Act des nun aus seiner Bugwelle auftauchenden „Progressive Rock“.

Aufgenommen August bis September 1969, Wessex Studios, London

Produzenten: Robert Fripp, Peter Sinfield

Beste Songs: „Epitaph“: „In The Court…“

Höchste Chartsposition GB: 5