King Sunny Ade
Ein ausgepowerter Dritte-Welt-Elendling, der von den vollen Fleischtöpfen des Westens naschen will, ist Sunny Ade nicht. Nicht ökonomischer Zwang treibt ihn in den Westen, sondern die wachsende Nachfrage nach authentischer afrikanischer Popmusik.
Sein Auftritt in der „Rocknacht“ vor wenigen Tagen bildet da nur einen vorläufigen Höhepunkt.
In seiner Heimat verkauft Ade gut und gerne eine Million Platten pro Jahr – und das seit mehr als einem Jahrzehnt; der Mann, soviel ist klar, ist reich, ein Superstar.
Seine Geschichte sei kurz erzählt. Sunny Ade, Sproß einer adeligen Familie, der traditionellen Elite, stammt aus Ondo im Land der Yoruba, einem der drei großen Stämme im Vielvölkerstaat Nigeria. Sein Vater, ein christlicher Geistlicher, wollte seinen Sohn auf Kamere trimmen. Doch bereits mit 16 Jahren schlug Sunny den elterlichen Plänen ein Schnippchen.
Er setzte sich in die Hauptstadt Lagos ab, wo er nach kurzer Zeit einen Job als Schlagzeuger m der i Band von Moses Olaya fand, einem der populärsten Bandleader des Landes in den 60er Jahren und gleichzeitig einem Begründer dessen, was man heute Juju Music nennt.
Schon 1966 verläßt Ade Olaya und gründet seine eigene Band, The African Beats. Von seiner ersten Single verkaufte er 25 Exemplare. Die nächste widmete er einem Fußballklub, den Flaming Flamingoes, „weil ich mir dachte, zumindest die zigtausend Fans des Vereins werden die Platte kaufen“.
Wie Zufall und Glück es wollten, gewannen die Flamingoes die nigerianische Meisterschaft, just in dem Moment, als die Single herauskam.
Drei Jahre später begann er – mit „Sunny Te De“ = „Sunny ist da“ -Alben zu produzieren, durchschnittlich vier pro Jahr, von denen sich keines unter 200 000 mal verkaufte. Sunny te de – ein Star.
Mit seinem persönlichen Aufstieg verschaffte er auch der Musik, die er spielte, Juju Music, den Durchbruch und verdrängte die bislang herrschenden Spielarten von Highlife und Afrobeat ins zweite Glied.