Klaus Schulze – Linz, ars electronica


Linzer Stahlsinfonie“ nannte Klaus Schulze sein 60-Minuten-opus, das er als Auftragswerk der ars electronica am ersten Abend präsentierte. Gedacht war laut Festbroschüre an eine „musikalische Aktion, die in modellhafter Weise die Integration von Arbeitswelt und Kunst versucht“. Aus dem größten Stahlwerk Österreichs wurden live verschiedene Maschinengeräusche und Bilder vom Arbeiterprozeß in den Saal übertragen, wo sie Schulze mit seiner Musik und einem vorgefertigten Videoband verschmelzen wollte.

Nur ist der Schallplattenfleißige Mann aus der Lüneburger Heide nicht der richtige für die an sich gute Idee. Einzig in den Anfangs- und Schlußpassagen seines Konzertes waren Werkskläne hörbar. Darüber konnte auch ein Drummer nicht hinwegtäuschen, der mit fragwürdigem Gedonner und der Gestik eines Taktschlägers auf einer Galeere meterhohe Gongs bearbeitete. Wer nicht gerade von einem der Scheinwerfer geblendet wurde, die Stahlwerker-Imitationspuppen inmitten des Publikums anstrahlten, konnte sich über wenig synchrone Spiralfiguren, Stricklieselmuster und Star Wars-Totale auf der Saalleinwand seine Gedanken machen. Die wenigen Livebilder rechtfertigten ebensowenig den gigantischen Aufwand – Schulze hatte angeblich sieben Monate Vorbereitungszeit – wie den theoretischen Überbau des Abends.

Die anwesenden Kritiker waren sich einig wie selten, daß Schulze am Schluß Stahlarbeiter wie Tiere im Zoo auf der Bühne vorführen ließ, sich im kaum genutzten Instrumentarium sonnte und auf das einzige Konzert, das er in diesem Jahr gab, lieber auch hätte verzichten können.