KLF – London, Barbican Centre


Das Misstrauen erweist sich zum Glück als unbegründet. Die anarchistischen „Godfathers of House“ sind so bizarr und überdreht wie eh und je. In den Korridoren des Kult-Tempels „Barbican“ wimmelt es von Pop-Prominenz aus den mittleren 80er Jahren, Echo & The Bunnymen und so. Ein junger Mann in Soldatenuniform verteilt Zettel mit dem Text eines Kirchenliedes („Bitte aufstehen zum Singen“, wird gefordert), dann darf man rein. Zunächst erfreut die Riesenprojektion eines Ziegelsteines das Auge. Dann bricht auch schon ein komplettes Ensemble über das ausverkaufte Haus herein.“Williams Fairey Brass Band“ heißt die urechte Blaskapelle aus dem Norden. Ohne mit der Wimper zu zucken pusten die Herren mit viel Elan in die gleißenden Instrumente. Hinzu kommt ein London. Barbican Centre massiger Männerchor, eine Opern-Diva, eine Art Clown, ein Pseudo-Pfarrer, sowie ein Geigentrio, dessen Notenständer von den KLF-Aktivisten Bill Drummond und Jimmy Cauty dauernd über den Haufen gefahren werden. Die beiden haben sich nämlich mit Stierhörnern versehen, als Rentner verkleidet und sausen in motorisierten Rollstühlen auf der Bühne herum. „Fuck The Millenium“ heißt das Stück, das sie 23 Minuten lang zum besten geben – es ist eine neue Version des bewährten Titels „What Time Is Love“ und, naja, der einzige Song dieses Konzertes/Happenings. Da ist noch diese Truppe von streikenden Dockarbeitern aus Liverpool, die auf der Bühne ihre Banner ausrollen und Fäuste in die Luft hauen. Sie bekommen den lautesten Applaus, KLF einen weiteren Hit und jeder Konzertgänger eine Tragetasche mit T-Shirt, Poster und Sticker, allesamt mit dem nicht ganz jugendfreien Slogan „Fuck The Millenium“…