Kritik an Whitewashing wirkt: „Ghost in the Shell“ enttäuscht beim Kinostart
Weiße Schauspieler spielen Japaner oder Nordafrikaner. Filme, die dafür einen Shitstorm bekommen, gehen immer öfter auch an der Kinokasse unter.

Circa 155.000 Zuschauer haben sich von Donnerstag bis Sonntag „Ghost in the Shell“ in den deutschen Kinos angeschaut. Die Nummer klingt hoch, ein intensiv beworbener Actionfilm mit Scarlett Johansson, der dazu noch auf einer bekannten Vorlage basiert, hätte aber eigentlich noch mehr Zuschauer anziehen können. „Ghost in the Shell“ steht „nur“ auf Platz Drei der Charts. Die Rangliste führt „Die Schöne und das Biest“ an, der allerdings schon seit einigen Wochen im Kino läuft. Danach folgt „Boss Baby“, ein Animationsfilm mit eher bescheidenen Rezensionen und eher geringer Aufmerksamkeit vor dem Kinostart. Für Johanssons Film wäre also mehr drin gewesen, der deutsche Markt ist allerdings nicht das größte Problem.
Vor am US-Markt setzt der Film mit Johansson einen Trend fort: Große Produktionen, die im Vorfeld für Whitewashing kritisiert wurden, können die Erwartungen an den Kassen nicht mehr erfüllen. Das Thema wurde vor allem nach der letztjährigen Oscar-Verleihung präsent. Nachdem keine schwarzen Künstler nominiert waren, war „Gods of Egypt“ der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Flops. Im Film spielen Schotten und Dänen Ägypter, mehr Whitewashing geht nicht. Der Begriff beschreibt den latenten Rassismus, der bei der Besetzung von nicht-weißen Ethnien mit weißen Darstellern im Raum steht.

In nur einem Jahr wurden mehrere Großproduktionen zu Misserfolgen, nachdem sie ins Kreuzfeuer einer Whitewashing-Debatte geraten waren, die die Macher eigentlich selbst hätten vorhersehen können. Zu hoffen bleibt, dass in der Zukunft die richtigen Konsequenzen gezogen werden und mehr Diversität in der Besetzung von Hauptrollen einzieht.
Ausgenommen von großen Ausfällen war nur Marvels „Doctor Strange“. Dort spielte Tilda Swinton eine eigentlich ursprünglich asiatische Figur, wofür die Produzenten auch hart angegangen wurden. Der Fall zeigte aber auch, wie unantastbar das Marvel-Studios derzeit ist. Die Fans störten sich nicht am Whitewashing – wohl aber auch, weil die Filme sowieso unpolitisch sind.
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