Kritik zu „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“: Schritte im Rohlstuhl
Zwölf Schritte im Rollstuhl: Das Leben ist eine Bitch in Gus Van Sants tollem Biopic.
John Callahans Cartoons erkennt man sofort. Sie sehen aus, als würde Gary Larson mit Schüttelfrost zeichnen. Krakelige Strichmännchen bewegen sich durch die absurden Tableaus, die eine irrwitzige Welt aus der Sicht des Körperbehinderten zeigen. Callahan war querschnittsgelähmt, seitdem er im Vollsuff auf dem Beifahrersitz im Auto eingeschlafen war, das ein ebenso betrunkener Freund mit Vollkaracho gegen einen Mast lenkte.
Gus Van Sant ist genau der richtige Regisseur für die Geschichte Callahans, die er weniger als Biopic, sondern als Lebensbeichte eines in Alkohol und Selbstmitleid ertrinkenden Mannes erzählt, der sich an den zwölf Schritten des Programms der Anonymen Alkoholiker wieder aufrichtet.
Gespielt wird Callahan mitleidslos von einem Joaquin Phoenix in einem seiner todesmutigen Auftritte. Das ist anrührend, skurril und verblüffend witzig, vor allem weil Jonah Hill als Callahans flamboyanter Sponsor die Rolle seines Lebens spielt: Er ist zwar nicht gehbehindert, kann vor seinem Schicksal aber noch weniger weglaufen als Callahan.
„Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ läuft seit dem 16. August in den deutschen Kinos. Seine Weltpremiere feierte der Film auf der Berlinale 2018.