„Kuck Mal, Wer Da Spricht“: Baby-Pflege
Der Kassen-Erfolg einer harmlosen amerikanischen Komödie war eine Überraschung für die skeptischen Produzenten. Wie ein rohes Ei plaziert der deutsche Verleih jetzt das kostbare Film-Baby in unsere Kinos.
Ausgezeichnet John Travolta! Seine letzten Filme waren gnadenlos geflopt. Jetzt grübelten die Manager von Tri-Star, wie sie ihr fertiges Travolta-Produkt anpacken sollten.
Maßnahme l: Travolta kommt nicht aufs Plakat. Statt dessen wird ein Baby mit Sonnenbrille und Kopfhörer gezeigt. Maßnahme 2: Statt in über 1000 Kinos, in denen ein halbwegs großer Film in Amerika normalerweise läuft, wird in 300 Kinos gestartet.
Es kam anders. „Look Who’s Talking“ entwickelte sich zum Überraschungs-Hit. Bald spielten über 2000 Kinos die Baby-Klamotte, und Travolta konnte sein ersehntes Comeback feiern. Die Produktion, die keine zehn Millionen Dollar gekostet hatte, spielte bis zum heutigen Tag über 130 Millionen Dollar ein.
Auch die deutsche Verleih-Filiale steht jetzt unter Erfolgsdruck. Columbia Tri-Star-Geschäftsführer Jürgen Schau schraubte seine Erwartungen bereits von knapp 400.000 Besuchern auf über zwei Millionen hoch.
Wichtig für den US-Erfolg war wohl, daß das Baby – nur für den Zuschauer hörbar – mit der Stimme von Bruce Willis coole Kommentare abgibt.
Udo Lindenberg, Otto, Willy Brandt, Nina Hagen und andere große deutsche Stimmen kamen auf die Liste. Auf den Weg ins Synchronstudio machte sich Thomas Gottschalk. Drei Tage lang babbelte er Babys Gedanken ein für ein Honorar, für das er mehrere Big Mäcs vor der Kamera essen müßte.
Heikel auch der Filmtitel. 14 Tage lang brainstormlen Werbe- und Filmkreative. Aus knapp 100 Vorschlägen fiel die Wahl auf das wohltuend werkgetreue „Kuck mal, wer da spricht“, das für Österreich in „Schau mal…“ angepaßt wird.
Der aus der Werbung kommende Schau setzt auf neue Kino-Zielgruppen: „Mütter mit Kindern, Krankenschwestern, alle im Umfeld von Schwangerschaft sollen angesprochen werden.“ Diese Ideal-Zuschauer werden zu den rund 100 Previews vordem Start (3. 5.) eingeladen. So soll Mundpropaganda ausgelöst werden, die den Film in Amerika gerettet hat. Auch alle anderen Werbemaßnahmen wird es geben, zwei Millionen Mark stehen zur Verfügung. Und natürlich wird John Travolta in der einen oder anderen Fernsehshow auftauchen. Vielleicht sogar bei Thomas Gottschalk. Wetten daß?!!!