Kurvendiskussion: Brauchen wir männliche Plus-Size-Models?
Korpulent, schön und als Model erfolgreich – was bei Frauen funktioniert, soll jetzt auch bei Männern ziehen. Als erster Mann mit Übergröße hat Zach Miko einen Vertrag bei IMG unterzeichnet.
Nach Frauen sind kräftigere Männer in der Modewelt ein Riesenthema. Gerade sprechen alle über ihn: Zach Miko, das erste professionelle XXL-Model. Der Agentur-Riese IMG, der 2014 bereits weibliche Plus-Size-Models wie Ashley Graham unter Vertrag genommen hat, hat für Männer wie den 26-Jährigen Zach sogar eine eigene Kategorie geschaffen:„Brawn“, was so viel wie Muskeln bedeutet. „Das Wort hat eine positive Botschaft, es steht für körperliche Stärke“, sagt Ivan Bart, Präsident bei IMG Models.
Echte Kerle sind auf dem Vormarsch
Sind die Zeiten der dürren, abgerockten Jünglinge, die Designer und Size-Zero-Erfinder Hedi Slimane, seit Jahren über den Laufsteg scheucht, vorbei? Es gibt auf jeden Fall eine Gegenbewegung. Zach Miko verkörpert mit einer Körpergröße von 1,98 Metern, einem Bauchumfang von 102 Zentimetern und einem Gewicht von 127 Kilo den Männertyp, dem man in Großstädten im Moment gefühlte 100 Mal am Tag begegnet: dem „Lumbersexual“ – groß, kräftig mit Bart und vielen Tattoos.
Ein neuer Markt der Modeindustrie
Während sich das Angebot an Mode für Frauen, die nicht dem idealen Body-Mass-Index entsprechen, dank Ketten wie Mango und Zara in den letzten Jahren enorm verbessert hat, sieht es bei den Herren mau aus. Tatsächlich ist es so, dass Männer, die kräftiger und größer gebaut sind, große Probleme haben, stilvolle Klamotten jenseits der Größe 54 zu finden– im High-Fashion-Bereich schon gar nicht. Modeinteressierte können sich auf Blogs wie Chubstr.com und Extra-Inches.de Styling-Tipps holen, dennoch bleibt das Ganze immer noch eine Marktlücke – und zwar eine sehr profitable. IMG hat die veränderten Bedürfnisse der männlichen Kunden erkannt und schickt nun Zach Miko als Pendant zum weiblichen Kurvenstar ins Rennen – mit der Hoffnung, dass mehr Labels akzeptable Kleidung in Sondergrößen herstellen und somit mehr männliche Plus-Size-Models gebucht werden. Gegenüber dem Fachblatt WWD erklärte IMG, dass die Body-Positive-Bewegung und unterschiedliche Körpertypen in Zukunft relevante Themen seien. So sei es die logische Konsequenz, Männer mit einzubeziehen. Cleverer Schachzug. Somit wirkt die Botschaft, dass man sich auch mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen wohl fühlen kann und keinen Schönheitsidealen hinterher jagen soll, leider nur vorgeschoben.