Kurz & Live


Kajagoogoo Hamburg, Stage Club

Der Kajagoogoo-Sammelhefter war aus grünem Karton und dick wie das Berliner Telefonbuch. Dann stieg Limahl aus und zerstörte alles. 25 Jahre später stehen sie vor einer Hundertschaft gar nicht mal soooo ruiniert wirkender Ex-Fans und tun so, als sei nichts gewesen. Limahl trägt allen Ernstes ein Kajagoogoo-Shirt. Auch sonst haben sie alles dafür getan. möglichst lächerlich auszusehen (vgl. Frisuren). Ihre alten üederaber spielen sie mit großem Ernst: Man wundert sich über die kristalline Version des einst hypernervösen „Ooh To Be Ah“, singt „White Feathers“ auswendig mit und lässt bei „Hang On Now“ dieTränen in den sauteuren Sekt tropfen, ja, was Neues gab’s auch noch. Aber wir waren ja wegen dem sentimentalen Scheiß da.

The Famt Köln, Gebäude 9

Verrückte Wissenschaftler wüten im Blitzlicht, während hinter ihnen ein flackerndes Bild das nächste jagt. Schön verstörend wirken diese traditionellen Visuals, der Bass fährt in den Magen. Es braucht keine zwei Songs, und im Gebäude wird bis in die letzte Reihe getanzt. Wird dieser reizüberflutende Wahnsinn zu viel, gehen wir kurz an die Luft. Doch die alten Helden der Rock-Elektro-Vereinigung holen uns schnell auf den Tanzflur zurück-was, zugegeben, vorvier, fünf odersieben Jahren auch schon so funktioniert hat. Dass die aktuelle Platte auch höchstens lauwarm ist, das glaubt heute Abend bei dieser explosiven Show und gefühlten 99 % Luftfeuchtigkeit: genau niemand.

Attack In Black 59:1, München

Der letzte Deutschland-Termin in Attack In Blacks Tourkalender ist weit von der Abschiedsgala entfernt, die diese Band verdient. Im kriminell unterbesetzten Klub lässt sich die Band aber nicht beirren, kippt stattdessen einen Jägermeister nach dem anderen und erfüllt sogar die Songwünsche übereifriger kanadischer Landsleute. „We’re just gonna play euery song we know“, so Bassist Ian Daniel Kehoe. Yes please! Dassder Hit „Young Leaves“ scheinbar nicht dazugehört, kann man heute Abend noch mal verschmerzen.