Kurz und live


Justine Electra Berlin, Golden Gate

„Ist ja wie damals‘, denkt man nostalgisiert, als man das schrottige Mini-Etablissement im Pfeiler einer S-Bahn-Brücke betritt. Das intime Ambiente scheint nur zu passend für die australische Wahl-Berlinerin und ihre eigentümlichen Songskizzen. Und ähnlich wie bei Coco Rosie, in deren Liga ich sie mal erheben würde, gleicht der Gig einer Massen-Hypnose. Konzentriert lauscht man dem elektrisierten Urban-Folk. der zart, geheimnisvoll, teils gebrochen und teils wie ein Kaminfeuer daherkommt, wohltuend unperfekt und sich um nix scherend. Und Justine weiß, wie sie das Publikum subtil, und doch so ultra-erotisch um den kleinen Finger wickelt. Fehlte nur, dass sie spielend den Club verlassen hätte, und alle wären ihr gefolgt nach Xanadu. Oder sogar nach Hameln.

Peter Björn And John & Little Man Tate – München, Atomic Cafe

Als Erstes gleich das Zweite: Peter Björn And John sind eine sehr sympathische Indierockgruppe, die mit ihrem soliden Gitarrenpop immer dann zu richtig großer Form aufläuft, wenn er sich zu einer Trance von Yo-La-Tengo-Ausmaßen steigert, „Young Folks“, den ansteckenden Hit der Schweden, alleinverantwortlich für einen ausverkauften Club, können mittlerweile alle mitpfeifen, drumvermisst auch keiner den schmollmündigen Gesang von Victoria Bergsman.die leider auf der Tour fehlte. Die eigentliche Sensation des Abends sind aber die auf dem Opener-Posten fehlplatzierten Little Man Täte aus Sheffield, deren Debüt man i hate your band soeben ohne Angabe von Gründen auf nächstes Jahr verschoben wurde. Der fröhliche, nervöse Neo-New-Wave-Rock dieses Quartetts wird uns sicher noch beschäftigen. Und das wird sich lohnen.

Joy Oenalane München, Muffathalle Friedliche Koexistenz zweier „Zielgruppen“-. Während sich vor dem benachbarten „Ampere eine eher studentische und optisch eindeutig Jndie“ orientierte Kundschaft fürs Kante-Gastspiel drängelt, füllt sich die Muffathalle gut, aber locker mit Twenty- und Thirty-Somethings, zu mindestens 60 Prozent weiblich. Die kriegen einen geschmackvollen, eher entspannten als wirklich aufregenden Set aus klassischem Seventies-Soul und heutigem R&B kredenzt. Der Wechsel zwischen den Songs aus Joys deutsprachigem Erstling mamani und dem neuen Werk born & raised fällt dabei überraschend wenig auf.