Labelchefin, Produzentin und Rapperin in einer Person: Missy Elliott ist nicht zu stoppen


Missy Elliott sitzt entspannt in einer Suite in Hollywood und lächelt. Sie hat es geschafft, ist mit 27 Jahren die gefragteste Songschreiberin der sogenannten Black Music und zusammen mit Timbaland ein von Underground bis Mainstream gleichermaßen gefeiertes HipHop-Produktionsteam. Selten hatte eine Platte einen so phänomenalen Einstand und ein so nachhaltiges Echo wie „Supa Dupa Fly“, ihr Debüt von 1996. Die explosive Chemie aus Missys Songschreibekunst und Timbalands Arbeit an den Reglern veränderte die HipHop-Geschichte und stach aus dem übrigen Brei hervor wie ein großer frischer Apfel aus einem Berg von zellophanienem Supermarktobst. Missys Stücke haben den Funk von James Browns Testosteron-Evergreens und alle Erkenntnisse aus Big- und Breakbeat inhaliert. Rhythmische Monster-Hits, an deren Wucht und Präsenz nur Busta Rhymes heranreicht, Missys männliches Gegenstück, mit dem sie auch ihre Multifunktionalität als Labelchefin, Produzentin und Rapperin verbindet. An erster Stelle steht aber Songwriting, die Arbeit, mit der sie ihr Geld verdient. „Das ist mein Alltag, ich schreibe, produziere und arbeite immer. Deswegen war es auch gar nicht so sehr das Gefühl, hier meine Platte zu machen, sondern es war ganz normal.“ Ob Whitney Houston, 702 oder Total, kaum eine große Produktion im neuen Soul und R&B mag mehr auf ihre muskulösen Hits verzichten. Im Gegenzug geben sich auch auf „Da Real World“ die Stars die Klinke in die Hand – Aaliyah und Da Brat, Outkast und Busta Rhymes, selbst „Funky White Boy“ Eminem ist mit von der Party. Alles Freunde, alles Familie. Und natürlich gute und verkaufsträchtige Namen für den Handel. Schließlich verwaltet Missy ihre Finanzen selbst, möchte hinter großen Schreibtischen sitzen, so wie ihr Vorbild Sylvia Rhone, die Präsidentin von Elektra. Auch sie eine „Bitch“, zumindest wenn es nach Missys Definition geht. „She’s A Bitch“ heißt die erste Single von „Da Real World“, ein Versuch sich den diskriminierenden Begriff anzueignen und postivzu besetzen: „Alle sind gewöhnt, ‚Bitch‘ als etwas Negatives anzusehen. Aber ‚Bitch‘ ist ein sehr kraftvolles Wort, eine Frau, die weiß, was sie will und sich nimmt, was sie will.“