Lachen Über Gott


Religion jenseits von Bekehrung und Verehrung. Auf ihrem fünften Album Far denkt die New Yorkerin Regina Spektor über Gott und die Welt nach. Mindestens.

Ein Hotelzimmer in Manhattan. Regina Spektor serviert Kaffee. Keine Spur von Exzentrik, wie man sie von ihren Alben und Performances kennt. Eine der wichtigsten Wegbereiterinnen der aktuellen Singer/Songwriter-Blüte in New York ist eine zuvorkommende, sehr auskunftsfreudige Gastgeberin. FAR heißt ihr fünftes Studioalbum. Weite suggeriert nicht nur der Titel, sondern auch der Blick auf die Coverillustration. Die zeigt Spektor vor einem im wahrsten Sinn des Wortes himmelblauen Flügel, der mit weißen Wolken überzogen ist. Die Symbolik verweist auf große Themen – Gott und die Welt. Mindestens. „Der Glaube an Gott ist für mich etwas Natürliches, fast Körpcrliches“, sagt die Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland. “ Er war immer schon da. Was sich ändert, ist meine Sichtweise darauf.“

Auf der ersten Single „Laughing With“ singt Spektor: „No onc laughs at God in a hospital. No one laughs at God in a „war“, aber auch “ But God can befunny – at a Cocktail party while listening to a good God-themed joke“. Spektor über ihren in Internerforen bereits kritisch herumgeschubsten Song: „Der Song handelt von einem Tabu. Dieses Tabu heißt Gott. Das Konzept ,Gott‘ wurde besonders die letzten Jahre über dermaßen missbraucht, dass es kaum noch als spirituelle Quelle wahrgenommen wird, sondern als etwas, das man als vernünftiger Mensch ablehnen muss oder worüber man sich nur noch lustig machen kann.“

Selten hört man in New York vertonte Glaubensbekenntnisse außerhalb von auf Gospels geeichten Kirchenmauern – schon gar nicht von jemanden, der musikalisch in den Cafes und Bars der Anti-Folk-Szene von Downtown Manhattan groß geworden ist und mit Freunden wie The Strokes abhängt. Überhaupt: Religion und Pop – die Kombination allein klingt schon wie eine Drohung. Man denke an die Irrungen des christlich bekehrten Dylan Ende der 70er oder an den missionarisch ambitionierten, erzreaktionären Christian Rock, der in den USA ein durchaus dickes Ding ist. Doch Spektor singt über die metaphysische Allmacht wie über einen guten Kumpel, der Teil des Lebens ist und nicht sein eigentlicher Sinn. Mit Bekehrung oder gar unterwürfiger Selbstaufgabe an den Glauben will Regina Spektor nichts zu tun haben, und KAR ist kein „religiöses“ Album – was nicht verwundert, wenn man sich das kosmopolitische Gesamtwerk der New Yorkerin vergegenwärtigt. “ Mein Glaube an Gott ist unerschütterlich. Bei Religionen hingegen bediene ich mich wie von einem Büffet. Ich nehme da nur, was mir schmeckt.“ Sagt es und bietet noch eine Tasse Kaffee an.