„L’amour toujours“: Fake-Video von Merkels Zapfenstreich im Umlauf
Eine Fake-Video suggeriert, dass bei Angela Merkels Zapfenstreich der umstrittene Song gespielt wurde
Nach der Vereinnahmung des Gigi-D’Agostino-Hits „L’amour toujours“ durch rechtsextreme Kreise ist das Lied medial derzeit omnipräsent. Vor Kurzem tauchte im Internet ein Video auf, das suggeriert, dass der Song am 2. Dezember 2021 bei Angela Merkels Verabschiedung als Bundeskanzlerin, dem sogenannten Großen Zapfenstreich, gespielt wurde. Dabei handelt es sich um eine Fälschung.
Im Video wird es so dargestellt, als hätte der Musikkorps der Bundeswehr bei Angela Merkels Zapfenstreich eine Instrumentalversion von „L’Amour Toujours“ gespielt. Dabei wurde das Originalvideo der Aufnahme gezeigt, die Tonspur allerdings manipuliert.
Knef, Hagen und Choral – aber kein D’Agostino
In Wirklichkeit wurde die Zeremonie damals mit dem Nina-Hagen-Song „Du hast den Farbfilm vergessen“ eröffnet, danach wurde Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ gespielt. Abgeschlossen wurde der Zapfenstreich von dem Choral „Großer Gott, wir loben dich“.
Das ZDF übertrug den Zapfenstreich damals – wie man hier nachsehen kann, wurde D’Agostinos Song nicht gespielt:
Skandal um „L’Amour Toujours“
Gigi D’Agostinos Song „L’amour toujours (I’ll Fly With You)“ schreibt derzeit Schlagzeilen, da er seit einiger Zeit von Rechtsradikalen umgedichtet und als Erkennungszeichen missbraucht wird. Ein solcher Vorfall ereignete sich auf der Insel Sylt, wo Menschen den Hit mit fremdenfeindlichen Parolen sangen und Nazi-Gesten machten. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt wegen Volksverhetzung. Auch in Niedersachsen kam es laut Medienberichten bei einem Schützenfest erneut zu einem derartigen Vorfall. Wie auch in Sylt ermittelt hier der Staatsschutz.
Gigi D’Agostino selbst wehrt sich gegen den Missbrauch seines Songs. „Mein Lied handelt von der Liebe“, so D’Agostino gegenüber dem „Spiegel“, der D’Agostino bereits im Februar 2024 wegen ähnlicher Vorkommnisse kontaktiert hatte, aber damals keine Antwort erhielt. Sein Song erzähle von einem „wunderbaren, großen und intensiven Gefühl, das die Menschen verbindet“. Von den spezifischen Vorfällen wusste D’Agostino laut eigenen Angaben nichts – er selbst halte sich von den sozialen Medien fern, „um seinen Geist zu schützen“.