Lange fieberte die Szene dem Debütalbum des DJ-Kollektivs Jazzanova entgegen. Das aber ging die Sache ganz entspannt an.


Jürgen von Knoblauch hat die Ruhe weg – der Jazzanova-DJ hört aufmerksam zu, nimmt sich die nötige Zeit und gibt dann Antworten, die umfassend zufrieden stellen. Und macht damit eigentlich nichts anderes als Jazzanova mit ihrer ersten Platte. „Wir haben die Zeit gebraucht, um wirklich zu wissen, wo s langgehen soll. Erst vergangenes Frühjahr hatten wir dann das Feeling, dieses Album machen zu können‘ , sagt von Knoblauch zu den überzüchteten Erwartungen an das Debüt, die Jazzanova mit einigen Ankündigungen und vielen formidablen Maxis seit Jahren selbst genährt hatten.

Damals, im ausklingenden Jahrtausend, waren Jazz-Vibes weltweit auf den Dancefloors das dicke Ding. Ian Pooleys “ What s your number‘ mauserte sich in der Jazzanova-Bearbeitung anno ’98 zum Clubhit, und während des folgenden Fusion-Fiebers ging’s für die DJs des Berliner Beat-Kollektivs in Heavy Rotation um den Erdball. Die Produzenten daheim wurden derweil mit Remix-Aufträgen überschwemmt. Die Jazzanova-Maxi-Mania mündete in der bibeldicken Compilation „The Remixes 1997-2000“, und spätestens da musste man Jazzanovas ausgesuchten Sounds zwischen elektronischer Eleganz, jazzigen Flavours und leichtfüßigen Beats in den Plattenläden ein eigenes Fach freiräumen.

„Mit den Remixen konnten wir ausprobieren, was cool kommt. Aber letztendlich muss man schon fokussieren“, sagt Jürgen von Knoblauch, der ganz froh darüber wirkt, dass sich der Hype um jazzinfizierte Clubmusik langsam legt – und zwischen den Stühlen der Stile wieder viel Platz für Jazzanovas Debüt ist.

Sieben Monate lang hatte sich das Sechs-Mann-Team zurückgezogen, Remix-Aufträge und Auflege-Termine abgesagt und damit das Arbeitsumfeld für ein extrem ausgeruhtes Album geschaffen. „Es ist wichtig, sich auch außerhalb des Studios persönlich näherzukommen, damit man nicht nachher im Studio sitzt und denkt: ,Kann ich das jetzt wirklich sagen?‘ Nur so ist man offen, sich inspirieren zu lassen. Undnurdann kann man dasschaffen, was eigenen Charakter hat und andere wirklich berührt.“Für Gast-Artists wie für den Kern des Klangkollektivs gilt: Der Grundvibe muss stimmen: „Es ist wichtig, sich gegenseitig aufeinander verlassen zu können. Obwohl wir keine Musiker sind, sehen wir uns gerade deshalb als Band.“

www.jazzanova.de