Letters To Cleo
Die Szene: Heather Locklear zischelt wütend ihr Gegenüber, den Pornostar Tracii Lords an: „Das wirst Du noch bereuen. Dich mach‘ ich fertig!“ Blende, Abspann, Musik. Die Sendung: ‚Melrose Place‘, in den USA inzwischen zur beliebtesten TV-Serie avanciert. Die Musik: ‚Here & Now‘, ein süchtig machender Power-Pop-Song, getrieben von rockigen Gitarrenriffs, gehalten von zungenakrobatischem Gesang, vorgetragen von der Bostoner Band Letters To Cleo. Niemand käme auf die Idee, ‚Melrose Place‘ als Fundgrube für neue, gute Musik zu betrachten. Aber es wäre auch nicht gerecht, Letters To Cleo in die prall gefüllte Schublade mit dem Müll der späten Yuppies zu stecken. Mit Blick auf die zweifelhafte Qualität von ‚Melrose Place‘ und ihren Soundtrack zu der Teenie-Seifenoper meint Letters-Sängerin Kay Hanley: „Die Serie ist so fürchterlich, daß sie schon wieder gut ist. Wir sind alle eingeschworene Fans.“ „Alle“ — das sind die Gitarristen Greg McKenna und Michael Eisenstein, die 1991 mit Kay Hanley als Collegeband starteten, sowie Bassist Scott Riebling und Drummer Stacy Jones. Im Hanfnebel hatten sich die Gründungsmitglieder lange nicht auf einen Bandnamen einigen können. Da erinnerte sich Kay Hanley einer Jugendfreundin namens Cleo, der sie in späteren Jahren mehrfach ohne Antwort zu erhalten geschrieben hatte, und der Gruppenname ward geboren: Letters To Cleo. Die Dame selbst hat sich zwar immer noch nicht gemeldet, ihren Zweck jedoch erfüllte sie trotzdem. „Hinter uns liegt das beste Jahr unseres Lebens“, freuen sich die Musiker vom ‚Melrose Place‘. Kein Wunder. Bezeichnete sie der britische ‚Melody Maker‘ doch als „Amerikas aufregendste neue Band“. Akt. Album: Aurora Gory Alice