Liebe im Mülleimer


100 Songs mussten The Raveonettes in den Sand setzen, um herauszufinden, was sie wollten: ein Konzeptalbum über das Verlangen.

Wenn man eine Beziehung an die Wand gefahren hat, findet man sich in einem Loch wieder. Bevor man versteht, dass Trennungen was extrem Lebendiges in sich tragen, muss man mit plötzlichem Alleinsein, versagter Liebe, bodenloser Traurigkeit und unerfülltem Verlangen klarkommen. Sune Rose Wagner hat das vor einem Jahr erlebt. Zumindest vermuten wir das; mehr als „Ach, das verrückte Leben, weißt du.“.einecTrennung, viel Alkohol, Drogen, der ganze Scheiß…“sagt er nicht. Die Songs auf Lust lust Lust aber erzählen eine Menge, und ihren autobiografischen Charakter leugnet der Sänger und Kopf der Raveonettes nicht. Das getragene, depressive „Lust“ ist der zentrale Song des Albums. Nachdem Sune etwa 100 Songs geschrieben hatte, um einen Sound und eine inhaltliche Richtung zu finden, ohne von einem einzigen davon überzeugt zu sein, fand er in „Lust“, was er suchte. Ohnehin vertraut mit dieser Thematik, schrieb Wagner fortan nur noch vom und über das Verlangen. Haben wir es beim Ergebnis etwa mit dem ersten Konzeptalbum der Raveonettes zu tun? Die Stimme am anderen Ende der knisternden Telefonleitung klingt hell:, Ja, genau! Wir wollten schon immer mal ein Album nur über ein Gefühl machen. Das war sehr, na ja, interessant, denn dieses Gefühl war ja mein mentaler Zustand. So verwundert es nicht, dass (abgesehen davon, dass Sune permanent betont, er habe schließlich den Anspruch, sich künstlerisch nicht zu wiederholen) die Songs düster und rau geworden sind. Kein hochglanzproduziertes „Love In A Trashcan“, kein Sixtiespop-beschwingtes „Boyfriend’s Back“ mehr, sondern wieder dreckiger, garagiger Sound wie zu Zeiten der EP whip it on von 2002, noch düsterer und elektronischer, mit Drumloops und Keyboardbass. Die neuen Songs nahm das dänische Duo, das in New York lebt, in Sunes Schlafzimmer auf, allein zu zweit. Die Aufgabenteilung hat sich nicht geändert: Während sich die schöne Sharin Foo auf Singen, Bassspielen (und Schönsein) beschränkt, macht Sune den Rest. Seitdem die Raveonettes den unpopulären, aber spannenden Weg vom Major (Sony BMC) zum lndie(Fierce Panda) gegangen sind, ist die Arbeit mehr geworden, aber die Band zufrieden. Noch tourtsie in den USA (während wirtelefonieren, ist Suneauf dem Weg nach Chicago und wird prompt von der Polizei angehalten), aber auf die Europatour freut Sune sich sehr:“Ich habe das Gefühl, dass das Publikum in Europa viel mehr als in den USA Musik als Kunst betrachtet“

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