Liquido


Narcotic war nur der Startschuß. Mit ihrem Debütalbum wollen die Senkrechtstarter von Liquido den Erfolg der Single wiederholen.

Am Anfang war der Hit. „Narcotic“ nennt sich das Ding, eine extrem eingängige Nummer, die an eine minderjährige Version von Nirvanas größten Hits erinnert und mit seinem unschlagbaren Gitarrenrefrain das Majorlabel „Virgin“ verführte: Die Firma nimmt den Vierer unter Vertrag, investiert Geld in ein Video – und mit einem Mal wird „Narcotic“ zum Selbstläufer, bekommt fantastische Radio- und Fernseheinsätze, verkauft mehrere Tausend Einheiten pro Woche. „Inzwischen sind sechs Monate ins Land gezogen und wir haben über 500.000 Exemplare von ‚Narcotic‘ losgeschlagen“, wundert sich Mastermind Stefan Schulte immer noch, letzt ist „Liquido“ erschienen, der Longplayer der Heidelberger, deren Mitglieder nach wie vor entweder in einer WG oder zusammen mit den Freundinnen in winzigen Buden wohnen und allesamt studieren. Ein sympathisches Album, vollgepackt mit Punk á la Green Day und Pop á la Terrorvision. Nette Musik. Nicht weltbewegend, aber durchaus chart-kompatibel: „Mit diesem irren Erfolg“, gesteht Schulte, „hat definitiv niemand von uns gerechnet. Jetzt beißen sich all die arroganten Schnösel, die uns abgelehnt haben, kräftig in den Hintem. Das ist für einen Musiker natürlich auch eine Form von Genugtuung.“ Inzwischen werden Liquido alsTeen-Stars gehandelt und bevorzugt von weiblichen Fans angehimmelt – „obwohl unsere Musik doch alles andere als teenie-kompatibel ist“, lacht Stefan Schulte, „Ich halte die meisten Stücke auf unserem Debütalbum sogar für ziemlich heavy und aggressiv.“ Mit dem Status der lebenden Starschnitte haben die vier von Liquido ohnehin Probleme: „Wir sind ja alle in festen Händen – und wenn nach einem Konzert 15jährige Mädchen hinter der Bühne eindeutige Angebote machen, ist das schon eine merkwürdige Situation. Klar wollen wir, daß unsere Anhänger so hautnah wie möglich an uns rankommen, schließlich waren wir bis vor nicht allzu langer Zeit ja selbst Fans und hätten uns einen solchen Kontakt gewünscht. Aber wenn unser Album jetzt auch noch einschlägt und wir täglich von Tausenden von Mädchen angehimmelt werden – keine Ahnung, wie sich das langfristig auf die Psyche auswirkt.“ In ihrer I ieimatstadt Heidelberg haben die Jungs jedenfalls schon einige Probleme, was ihren Popularitätsgrad angeht, weiß Schulte zu berichten: „Man erkennt uns und quatscht uns auf der Straße an – was im Prinzip auch kein Problem ist. Aber zu 99 Prozent lautet die zweite Frage: Seid ihr reich? Kauft ihr euch ein Haus? Könnt ihr uns was von eurem Reichtum abgeben? Was für ein Quatsch! lief im Herzen sind wir Punks! Und Punks, das lehrt die Geschichte, werden nie im Leben reich. Oder hat irgendjemand schon mal was von einem reichen Punk gehört?“