Lisa Loeb: Loeblich


Statt sich auf ihrem Lorbeer auszuruhen, legt Lisa Loeb mit „"Firecracker" lieber eine Sammlung neuer Songs vor.

Bin ich nicht süß? Bin ich nicht niedlich? Willst Du nicht mal an mir riechen? Schrecklich! In dieser Pose lassen sich die meisten Musikerinnen heutzutage ablichten“, schimpft Lisa Loeb, die mit angezogenen Knien auf dem Sofa kauert. Trägt sie deshalb diese gewaltige Brille, als vorgelagerten Keuschheitsgürtel und mutiges Markenzeichen? „Findest Du? Ich dachte immer, es wäre ein sexy Accessoire.“ Loeb streitet nicht ab, daß sie auf jener weichen Welle reitet, die auch Kolleginnen wie Alanis Morissette, Sheryl Crow oder Fiona Apple in die Charts gespült hat – hart dagegen war die Aufgabe, mit „Firecracker“ einen würdigen Nachfolger für das vielgelobte Debütalbum „Tails“ aufzunehmen. Von der Single „Stay (I Missed You)“ konnte sie 750.000 Exemplare absetzen, Brit Award und Grammy-Nominierung folgten im Fahrwasser.

„Ähnliche Erfolge noch einmal zu erzielen, ist ein rein psychologisches Problem. Das spielt sich im Kopf ab.“ Für ihre Plattenfirma hat Frau Loeb diesbezüglich nur Lob übrig. „Es ist wundervoll, von allen Seiten unterstützt zu werden“, läßt die Texanerin sich vernehmen, „ich hatte völlig freie Hand, was die künstlerischen Aspekte des neuen Albums betrifft.“ Loebs Lebensgefährte und musikalischer Mitstreiter, Juan Patino, verpaßte „Firecracker“ schließlich den letzten technischen Schliff. Ein stürmisches, ein eindringliches, ein melancholisches Album ist es geworden, über unglückliche Beziehungen und deren noch unglücklicheres Ende. „Die Texte flössen einfach aus mir heraus“, sagt Lisa schulterzuckend, „es ging mir um diesen magischen Moment aus Ende und Aufbruch, um jenen Augenblick, in dem Musik am stärksten wirkt.“ Deshalb schwärmt Lisa auch von „Lilith Fair“, jener Festival-Tournee mit komplett weiblicher Besetzung, die in den USA fast 500.000 Menschen sehen wollten: „Ich spiele zwar lieber vor einem kleineren Publikum in intimer Atmosphäre“, sagt Loeb, „aber ‚Lilith Fair‘ war nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern auch ein politisches Zeichen. Es hat uns Frauen gezeigt, daß wir eine große Gemeinschaft sind“. Trotzdem ist ein Mann Lisas größtes Vorbild: „Ich liebe Lyle Lovett. Er ist mehr als ein Country-Sänger. Er ist der Inbegriff dessen, was ich mir unter einem guten Songwriter vorstelle – und keiner findet ihn niedlich.“