Und The Libertines kamen doch
Am Samstag feierte das Lollapalooza Festival in Berlin seine Europapremiere. Wir waren vor Ort und haben uns unter anderem Deichkind, Libertines, FFS, Hot Chip und Macklemore & Ryan Lewis angeschaut. Unsere Eindrücke hier zum Nachlesen.
Macklemore & Ryan Lewis
„I appreciate the selfie stick, the Go Pro and the smartphone, but for this next song everybody please put all of that away in order to DAAAANCE!“ Macklemores Ansage vor seinem Song „And We Danced“ findet doch tatsächlich Gehör und so tanzt und springt die Meute ausgelassen und zur Abwechslung mal ganz ohne dabei ihre elektronischen Dauerbegleiter energisch in die Nachtluft zu recken, während der Maestro selbst in „Louis der 16.“-Königs-Verkleidung für Arme als Hohepriester der Eskalation mit seinem Taktstock das Tempo vorgibt.
Erstaunlicherweise funktioniert der Auftritt der Rappers Macklemore samt seinem Produzenten und DJ-Buddy Ryan Lewis von der ersten Sekunde an. Dramatisches Intro, fette Visuals, Macklemore mit Rücken und erhobenem Zeigefinger zu den Tausenden, die johlen als wäre der Messias eben auf der Stage erschienen. Dann eine Tonne Konfetti, Nebelkanonen, Bläser, Tänzerinnen, das volle Programm. Macklemore will eben entertainen. Interessant ist, dass er fast all seine Songs mit pathetischen Ansprachen beginnt, was mittlerweile fast schon als sein Markenzeichen gilt.
Bei seinem Über-Hit „Thrift Shop“, den er schon als zweiten Song zu Beginn bringt, erzählt er wie wichtig es sei, jede neue Stadt (heute: Berlin) zu ergründen und die Kultur aufzusaugen. Deshalb sei er auch selbstredend vor seinem Auftritt noch Schnitzel essen und in einen lokalen Thrift Shop gegangen. Ist klar.
Einer – clearly no Berliner- brüllt kurz „hör uff zu labern und sing“ dazwischen, wahrscheinlich ist er kein Fan des hohen Redebedarfs des Amerikaners. Aber auch wenn sich diese soziale Laber-Ader durchzieht – er spricht des weiteren noch über Refugees (Welcome!), über das Vater werden (erst vor wenigen Tagen hat seine Verlobte eine Tochter geboren) und von der Legalisierung der Homo-Ehe (Yay!) – der Stimmung tut das zu keinem Zeitpunkt Abbruch. Man kann das ohnehin finden wie man will, doch in aktuellen Zeiten ist es eigentlich recht löblich, wenn ein Künstler so eine große Plattform auch zu solchen Aussagen nutzt.
Und so hatten die Fans mit den beiden US-Herren einen würdigen und gefeierten Headliner des Lollapalooza-Samstags in Berlin, bei der alle Hits und reichlich Beiwerk gespielt wurde und man durchaus verschwitzt wieder rausgehen konnte. Nur bei den Libertines drüben, da hörte man den extrem fetten Bass der Anlage von Macklemore wohl auch noch ab und an durch. Immer diese Rapper … (Tamara Güclü)
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