Und The Libertines kamen doch


Am Samstag feierte das Lollapalooza Festival in Berlin seine Europapremiere. Wir waren vor Ort und haben uns unter anderem Deichkind, Libertines, FFS, Hot Chip und Macklemore & Ryan Lewis angeschaut. Unsere Eindrücke hier zum Nachlesen.

Parov Stelar & Band

Er haucht Maschinenmusik Seele ein: Der Electroswinger Marcus Füreder alias Parov Stelar bringt die Masse mit seinem Gig mit Liveband zum kollektiven Tanzen. Hier gilt: Tempo, Tempo, Tempo.

Die Menschen springen, tanzen, klatschen und schwitzen wie ein Körper zu den wummernden Beats und Drums aus der Soundmaschine des Österreichers. Und trotzdem ist dieser Gig mehr als nur ein 08/15-Club-Event: Marcus Füreder alias Parov Stelar verschmelzt die Rhythmen des 21. Jahrhunderts so perfekt mit dem Jazz der 20er, dass die Main Stage zur Zeitmaschine wird: Wir sind sozusagen Gast beim Großen Gatsby – also bei einem Mann, der auf seinen eigenen Partys nicht dabei ist.

Genau so hält sich auch Gastgeber Parov Stelar dezent im Hintergrund, thront im weißen Dandy-Anzug auf einem schwarzen Würfel, von dem aus er das Partyvolk an seinen elektronischen Schalthebeln kontrolliert. Die Bühne unter ihm beherrscht umso stärker die Liveband, die neben Trompete und Saxophon auch noch Bass, Drums und die großartige Vokalistin Cleo Panther umfasst.

Füreders Samples klingen oft, als hätte er das Letzte aus einem alten Grammophon der 30er- oder 40er-Jahre rausgewürgt mit treibenden Electrobeats unterlegt. So auch der Opener „Demon Dance“. Er fügt sich nahtlos in das bekannte und allseits bewegungs-aktivierende Werk Parov Stelars ein. Auf der Bühne verschmelzt alles zu einem toll performten und teilweise auch durchchoreografierten Dance-Gesamtkunstwerk. Das Publikum steppt unentwegt zu „Clap Your Hands“, „I Need L.O.V.E“ und dem Hit „All Night“.

Was man der Kombo vorwerfen kann? Dass sie das Publikum auf Dauer-Speed setzt, dass es keine Nuancen, keine Stimmungswechsel gibt. Schade, denn Parov Stelar hätte mit „Walk Away“ auch wunderbar melancholische Songs zu bieten. Ideal eigentlich, um vom Speed-Demon wieder runterzukommen – aber der Große Gatsby wollte Party. (Isabel Rauhut)

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