Interview

Louis Hofmann im Interview: „Wir versuchen mit ‚Dark‘, ein ‚Lost‘-Desaster zu vermeiden“


Durch seine Hauptrolle im deutschen Netflix-Hit „Dark“ wurde Louis Hofmann weltbekannt. Vom 29. August 2019 an ist der 22-jährige Schauspieler als Musikstudent in „Prélude“ wieder im Kino zu sehen. Wir haben mit ihm im Interview über Leistungsdruck, seine eigene Band, die Möglichkeit des Zeitreisens und die finale Staffel „Dark“, die gerade gedreht wird, gesprochen.

Was hast du selbst zuletzt gebingt?

„When They See Us“ fand ich ganz schön krass. Wie der Rechtsstaat in den USA damals funktioniert hat. Polizeigewalt, Ungerechtigkeit, Rassismus – das hat mich richtig wütend gemacht beim Schauen. „Tschernobyl“ habe ich auch gesehen.

Kennst du diese Fantheorie über „Stranger Things 4“, dass Eleven für Tschernobyl verantwortlich werden könnte?

Das fände ich sehr respektlos! Dass das Monster den Super-GAU ausgelöst haben soll…

Noch ein paar zwingende Fragen über „Dark“: Gibt es ein klares Gut und Böse?

Nein, nächste Frage! (lacht)

„Es würde mir Angst machen, die Zeit verändern zu können“

Ist das Leben ein so sinnloser Kreislauf, wie „Dark“ als pessimistische Grundaussage behauptet? Leben und Sterben beziehungsweise nicht ganz Sterben?

Behauptet wird es, das stimmt. Aber nicht alle Figuren teilen diese pessimistische Sichtweise. Im echten Leben ist es nicht so, glaube ich. Wenn du die Annahme an dich rankommen lässt und damit durch die Welt gehst, wirst du nicht glücklich.

Ähnliches gilt für die Frage, ob die Menschheit gut oder schlecht ist. Ich tendiere zu letzterem.

Oder die Frage nach dem freien Willen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich den nicht habe, dann…

Glaubst du selbst an Schicksal oder Zufall? Das ist ja die wirklich große Frage in „Dark“.

Ich glaube, dass Schicksal existieren kann. Ich glaube auch gerne manchmal an etwas Größeres, ob es Schicksal oder Gott sein mag. Ich kann das nicht betiteln, aber es entlastet mich ein wenig. Ich fände aber ganz schlimm, wenn alles nur schicksalsbedingt passierte.

Wohin würdest du zeitreisen, wenn du könntest?

Ich würde gerne die 80er, 50er und 20er besuchen und beobachten – für eine kurze Zeit mit Rückfahrticket.

Ändern wollen würdest du nichts?

Man könnte die Menschheit versuchen davon zu überzeugen, dass der Wissenschaft mehr geglaubt wird, damit der Klimawandel schon früher bekämpft wird. Man könnte die Emanzipation vorantreiben und versuchen, Gleichberechtigung schon früher zu etablieren. Die Frage wäre, ob es in Zeitreisen überhaupt möglich wäre, etwas zu verändern. Ich finde die Vorstellung nämlich auch gruselig, dass man was verändern kann. Dann wäre man heute nicht mehr der gleiche Mensch. Es würde mir Angst machen.

International hast du zum Beispiel in „Red Sparrow“ mit Jennifer Lawrence und in „The White Crow“ unter Regie von Ralph Fiennes gespielt. Was kommt als Nächstes? Haben nach „Dark“ schon weitere internationale Filmemacher angeklopft?

Mehr davon gibt es gerade nicht, nein. Bis Dezember noch bin ich wegen „Dark“ eh komplett gesperrt. Danach gucke ich weiter.

Auf Facebook habt ihr vor ein paar Wochen ein Drehstartfoto gepostet – mit einem bisher scheinbar unbekannten Charakter.

Ja, das war Sammy Scheuritzel. Ein Mitschüler, der in Staffel 1 kurz auf der Theaterbühne zu sehen war.

https://www.facebook.com/DARKNetflix/photos/rpp.1169961323072851/2208645795871060/?type=3&theater

Und der in Staffel 3 offenbar eine tragendere Rolle übernimmt, sonst hätte er nicht mit den Hauptdarstellern auf einem Gruppenfoto gestanden.

Ja, genau. In einer Rolle, für die es sich lohnt, auf einem Drehstartfoto zu stehen.

Wird es zu noch abgefuckteren Verwandtschaftsverhältnissen kommen als bisher?

Wenn ich jetzt weiterrede, fährt da vorne die Netflix-Polizei vor und holt mich ab!

„Prélude“ (X Verleih), 95 Minuten, Regie: Sabrina Sarabi, Darsteller: Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Ursina Lardi, Jenny Schily, Saskia Rosendahl u.a., Kinostart: 29. August 2019