Mach doch mal den Kopp aus!
Zum 20. Geburtstag ziehen wir mit den Punkrockern durch ihr Berlin. Unsere Titelgeschichte aus der November-Ausgabe des Musikexpress, jetzt in voller Länge online.
Das ist die Krux mit den Beatsteaks: Sie sind ganz sicher nicht dazu geeignet, allzu weit ins Theoretische abzuschweifen. Große Redner sind sie auch nicht. Und schließlich schätzt man sie selbst dann am meisten, wenn sie auf irgendeiner Bühne für ein äußerst griffiges Riff und einiges majestätisches Gerummse den Moment nichts als Moment sein lassen. Geht es nicht darum im Rock? Doch andererseits: Gerade am Beispiel der Beatsteaks lassen sich ein paar ganz grundlegende Dinge zur Entstehung von Rockmusik anschaulich machen. Und mehr noch: Auch über das Zusammenwirken in einer Band können wir so einiges von ihnen lernen. Wie war das letzte Stichwort? Genau, „Eheberater“.
Ihr sprecht so ziemlich jedes Detail basis-demokratisch durch, richtig?
ARNIM: Das gehört einfach dazu.Aber es hat auch jeder so sein Gebiet, für das er zuständig ist …
THOMAS: Das ist so ein bisschen das Geheimnis. Und da genügt oft das Wissen, dass einer für diese oder jene Sache brennt.
ARNIM: Aber wenn einer Bauchschmerzen hat, dann kommt da auch die Meldung.
THOMAS: Oft ist es so, dass zuerst alle zustimmen, und zwei Stunden später kommt dann der Anruf: „Nee, wir müssen noch mal reden!“
Gibt es keine Schweiger in eurer Band?
ARNIM: Das gibt’s auch, doch.
So jemanden in einen Meinungsfindungsprozess einzubeziehen, ist ja oft besonders schwierig …
ARNIM: Mh-mh. (zustimmendes Gegrummel) Aber das ist dann halt so.
ARNIM: Das ist so. Das ist wie in einer Fußballmannschaft. Der eine putzt hinten aus. Und der vorne schießt die Tore. Und der Nächste fragt sich: „Krieg ich vielleicht auch mal noch ein Lob dafür, dass ich den Pass gespielt habe?“
Gab es in all den Jahren Situationen, wo es richtig auf der Kippe stand zwischen euch?
ARNIM: Das gibt’s immer wieder.
THOMAS: Vor allem dann, wenn total viel auf einmal über einen hereinbricht.
Und wie klärt ihr das dann, wenn es in so einer Situation untereinander Probleme gibt?
ARNIM: Dann gibt’s einen Anschiss, über den man sich tierisch aufregt. Aber danach merkst du dann: Oh, der war aber nötig!
Ihr scheißt euch gegenseitig so richtig an?
ARNIM: Aber natürlich! Auf Tour, gerade neulich, pfeift mich Peter wieder zurück. Ich wusste erst gar nicht, was er von mir wollte: „Na, hast du ’n Rad ab?!“ Aber er hatte recht.
Aber auf der Bühne und kurz vor oder nach dem Konzert hält man besser den Mund, oder? Mit dem ganzen Adrenalin im Blut …
ARNIM: (zögerlich) Ja, da lässt man lieber mal … los, ja? Ich glaube, ich bin nirgendwo so …
THOMAS: (lacht und lacht immer lauter)
Vielleicht magst du die Frage lieber beantworten, Thomas?
THOMAS: (unter Gelächter) In deiner Frage steckte die Antwort doch schon mit drin!
ARNIM: (lacht jetzt mit) Äh, sagt mal, wollt ihr mich verarschen? … Also: (bestimmt) Nach dem Konzert streitet man sich lieber nicht. Weil das fies wird! Zu viele Emotionen. Wenn sich zum Beispiel Torsti zu oft verspielt hat, dann sag ich ihm das lieber am nächsten Morgen. Er weiß es ja eh schon selber. Zudem sind das oft ja auch nur irgendwelche Einzelwahrnehmungen. Wir streiten und dann kommt unser Soundmann dazu und sagt: „Seid ihr denn völlig behäm- mert?! Ihr habt da gerade 1000 Leute glücklich gemacht, und ihr …“
THOMAS: „Aber er hat mich böse angeguckt!“
ARNIM: Genau: „Er hat mich böse angeguckt!“
THOMAS: „Das ist mangelnder Respekt.“ So geht’s dann los.
Ist das eines dieser Geschenke, die man bekommt, wenn man 20 Jahre durchhält – dass man heute schnell darüber lachen kann?
ARNIM: Ja!
THOMAS: Aber sicher ist man nie.
ARNIM: Nee, sicher ist man nie. Der nächste Anschiss lauert!
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