‚Mad Men‘: Stilkritik zum Look der TV-Serie
Was tragen die denn da? Jan Joswig hat sich für unser Sonderheft ME.MOVIES die Mode in der AMC-Serie 'Mad Men' genauer angesehen.
„Was tragen die denn da?“, fragen wir anlässlich des Erfolgs der AMC-Serie „Mad Men“ uns und unsere Leser in der ersten Ausgabe unseres Sonderhefts ME.MOVIES. Modeexperte Jan Joswig liefert die Antworten. Eine kurze Stilkritik zum Look der amerikanischen TV-Serie „Mad Men“.
Das Jahrzehnt
Mad Men spielt zwar in den 60ern. Aber es sind die Prä-Hippie-60er, die 60er als verlängerter Arm der 50er. Die 50er propagierten eine strikte Schwarz-Weiß-Gesellschaft. Hier die Männer und ihre Arbeitswelt, dort die Frauen und der Haushalt. Nur im Freizeitbereich trafen sich die Geschlechter auf Augenhöhe (wie auf diesem Foto). Die Männer konnten in diesem Bereich ihre Würde nur sichern, wenn sie ihren Arbeitswelt-Habitus beibehielten (Gegenbeispiel siehe Freizeitsakko): Macht, Geld, klotzige Eiswürfel – der ganze Theweleit’sche Männerpanzersumpf. Dass der Stil dieser Epoche wieder en vogue gerät, kann nur an der gleichen Haltung liegen, mit der die Hippies in den 70ern den Bundeswehr-Parka entführten.
Der Geschäftsanzug
Die Würde des Mannes ist unantastbar. Das signalisiert er durch ein helles Hemd mit Kent-Kragen plus Anzug und Krawatte in Grau oder Schwarz – den autoritären Farben, die heute bei den SUV’s dominieren (die hauptsächlich von Frauen gesteuert werden: Emanzipation pervers). Don Draper präsentiert in breitbeiniger Pose das wichtigste Accessoire des Mannes: eine weibliche Blume im Plissée-Minikleid auf dem Schoß (die in diesem Beispiel keinesfalls eine zimperliche Mimose ist).
Das Freizeitsakko
Komiker tragen Karo. Das gilt von Jerry Lewis bis Gottfried Wendehals, die ihre Profession gerne per Karo-Sakko unterstrichen. Es ist eine der größten Leistungen der Hippie-60er, dass Männer nicht nur Karo, sondern auch Paisley und Blumen im Haar tragen können, ohne sich zum Clown zu machen. Nieder mit den Körperpanzern! Eine Epoche vorher stecken die Mad-Männer mit ihren karierten Freizeitsakkos auf halber Strecke zwischen Komiker und Hippie fest. Man sollte sie dafür wie alle Pioniere ehren statt verspotten.
Die Frauen-Hose
Nach dem Garconne-Look der 20er kehrte die Nachkriegs-Mode zur ultrafemininen Linie von Diors „New Look“ mit engem Bustier und weitem Petticoat-Rock zurück, der sich bei Mad Men bereits zu Cocktailkleid und Stiftrock verschlankt. Die Hose bleibt ein Randthema. Warum die Emanzipation statt der Hose den Minirock zu ihrer Kampfklamotte erkoren hat, bleibt so rätselhaft wie die Blanke-Busen-Strategie der Femen-Gruppen. Was ist emanzipatorisch daran, wenn man den männlichen Voyeurismus bedient? Was ist befreiend daran, wenn man 80 Prozent seiner Konzentration darauf verwenden muss, dass einem niemand unter den Rock schielen kann? Ich hebe das Whiskeyglas auf die Frau hinten links.
Das Minikleid
Der Anstand der Frau ist antastbar. Frauen brauchen keine Würde (sie verdienen schließlich kein Geld, sie empfangen es nur), sie brauchen Anstand. Wenn dieser Anstand durch ein bisschen Frivolität, ein nacktes Knie, angetastet wird, umso besser. Da klirren die Eiswürfel im Whiskeyglas!
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