Männerphantasien


Aus meiner Fast-Dreierbeziehung ist jedenfalls ein guter Song geworden.“ Und das reicht. Michel Van Dyke glaubt an puren Pop, und der ist nun mal nicht zur Vertonung von Tagebüchern da. „Das Grundgefühl ist wahr, aber der Rest kann erstunken und erlogen sein.“

Wenn er singt, glaubt man ihm eh jeden Ton. Mit zwölf beherrschte er alle Beatles-Songs und jetzt, mit dreißig, vergnügte er sich im Studio bei den Aufnahmen zu seiner zweiten LP ONE LIFE mit einem Mischpult aus den Abbey Road-Studios, auf dem noch die Fingerabdrücke der Fab Four kleben. Zum ersten Mal mit Band und ohne doppelten elektronischen Boden, ließ sich Van Dyke von Produzentenseele Mike Hedges willig beibringen, daß Power vor Perfektion kommt. Brillante Songs vorausgesetzt, und die hat Van Dyke sowieso zu bieten. Ausgestattet mit einer Stimme, die kein Mensch hinter dieser zarten Stupsnase erwarten würde, greift er nach dem Hörerherz und erzählt von Eifersucht, Trennung und der Angst stehenzubleiben. Typisch männlich, also bewußt distanziert: ,Frauen wie Tracy Chapman oder Sinead O’Connor geben ihre Gefühle direkter preis. Sie haben bestimmt ein gesünderes Seelenleben als ein Großteil der Männer. Aber ich finde, Popmusik darf nicht zur eigenen Psychomassage werden. Sonst kann sie die Masse der Hörer einfach nicht mehr nachvollziehen.“