Manchmal muss es eben Múm sein
Plötzlich ist alles voller Geräusche. Es schnappt das Feuerzeug, es knistert die Zigarette, „tock“, stellt Örvar sein Bier auf den Tisch. Normalerweise sammelt er solche Alltagsklänge auf MiniDisc und arrangiert sie hernach zu vertrackten Klein-Collagen – das rhythmische Gerüst der Musik von Múm. Wie schon auf seinem pittoresken Debüt besticht das isländische Quartett auf seinem neuen Album „Finally We Are No One‘ – aufgenommen in einem einsamen Leuchtturmwärterhäuschen – mit versponnenen Melodien und Beats, die nicht aus dem Computer kommen, sondernausdem Leben. In Örvars Fall findet das inzwischen in Berlin, Prenzlauer Berg statt: „So viele junge Leute, so eine lebendige Electro-Szene“, schwärmt der 23-Jährige mit der abgewetzten Trainingsjacke. Warum er denn nicht nach London gegangen ist, Europas Pop-Hauptstadt? „Zu teuer“, grinst Örvar. Zwei seiner Mitstreiter sind in Reykjavik geblieben, zwei Mümster sind nun in Berlin. Vor allem die vielen Theater der Stadt haben es den Isländern angetan, die sich für die Vertonung einer Schulaufführung kennen gelernt haben. Einflüsse? „Aphex Twin“, sagt Örvar, „sein Album ‚Classics‘ bat uns beeinflusst wie kein zweites. Musik als inneres Bild, dieses Nebeneinander von warmen Klangflächen und verrückten Beats!“ Ja ja, diese Geräusche. Beim Händedruck zum Abschied knackt leise ein Gelenk. Auch keine schlechte Sound-Idee. Arno Frank www.thulemusik.com/mum.htm