Manfred Mann – As Is


Mit der erneuten Veröffentlichung von AS IS (und MIGHTY GARVEY) wird eine der markantesten Lücken geschlossen, die in der beinahe vollständigen Zweitauswertung des großbritannischen Rocks der sechziger Jahre noch bestand.

1966 war ein ereignisreiches und riskantes Jahr in Manfred Manns Karriere, aber der clevere Südafrikaner schloß es als klarer Sieger ab. Im April/Mai stand seine Band mit „Pretty Flamingo“ ganz oben, und der Sänger hieß zum letzten Male Paul Jones. Keine vier Monate später gab es mit „Just Like A Woman“, einer perfekt interpretierten Dylan-Nummer, den nächsten Hit; der Sänger hieß jetzt Michael D’Abo.

Aus der stark dem Rhythm & Blues verpflichteten „alten“ Manfred Mann-Band wurde eine der potentesten Pop-Rock-Formationen der damaligen Zeit, die bis 1969 noch weitere sechs Hit-Singles buchen konnte, darunter die Klassiker „Mighty Quinn“ und „Fox On The Run“.

Das erste Album dieser Manfred Mann-Phase aber, AS IS, ist noch ein – faszinierendes – Umbruch-Dokument. Weil der stilistische Wechsel von Jones zu D’Abo kein ganz abrupter sein durfte, versuchte D’Abo bei „Just Like A Woman“ und dem von ihm geschriebenen „As Long As I Have Lovin'“ möglichst Jones-like zu singen, was ihm sogar trefflich gelang. Die Masse der Stükke jedoch ist bereits typisch für die Richtung der kommenden Jahre.

Zwar gibt’s keine instrumentalen Glanzleistungen und somit auch keine Tendenz zu protzigen Egotrips, dafür aber das disziplinierte Zusammenspiel von fünf durchaus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Wie tragfähig diese Basis war, ergibt sich, quasi nebenbei, auch daraus, daß noch Raum für Experimente blieb. „Autumn Leaves“ benutzt Manfred, um seiner Liebe zum Cocktail-Party-Jazz zu frönen, und „Another Kind Of Music“ bringt sogar den Versuch, Kirchenmusik in den Sound einzubauen.