Manic Street Preachers


Sind wir Punk oder Glam? Die Briten bleiben in der Kleinen Markthalle in Hamburg unentschlossen.

Der nächste Song“, ruft James Dean Bradfield in die Menge, „ist von unserem Album Gold Against The Soul, das genau“ – und jetzt zählt Bradfield die vor Verzückung hochgestreckten Hände, „eins, zwei, drei … bis 16 Leute kennen!“ Er intoniert die Akkorde von „Life Becoming A Landslide“, und überhaupt spielen sich die Preachers mit Humor durch ihren Backkatalog.

Als Liveband sind sie eine zwiespältige Erfahrung. Zwar haben Songs wie „Marlon J.D.“ und „Faster“, geschrieben vom verschollenen Gitarristen Richey Edwards („This was his fucking Masterpiece!“, ruft Bassist Nicky Wire vor „Faster“), noch immer die Kraft von Faustschlägen. Aber Bradfield zählt leider auch zu den Performern, die sich selbst nicht im Griff haben. Seine Stimme kommt nicht mehr über 90 Minuten zur Geltung. Das liegt nicht nur daran, dass er als Animateur schnell selbst aus der Puste kommt. Er dreht sich immer wieder vom Mikrofon weg, sobald er zu seinen Hardrock-Soli ansetzt, obwohl er gleichzeitig singen müsste. Ein Amateurgitarristenfehler.

Am eindrücklichsten ist wie immer, Nicky Wire. Was trägt die Diva an diesem Abend? Einen Elvis-in-Vegas-Smoking. Und nach einem Kostümwechsel ein Leopardenjackett und Kapitänsmütze. Zum Umziehen hat Wire fünf Minuten Zeit. Die nutzt Bradfield, um alleine auf der Akustikgitarre „The Everlasting“ zu spielen. Ist das zur Überbrückung gedacht? Die Manic Street Preachers sind der Dramaturgie des Establishments wohl doch ein Stückchen näher gekommen, unfreiwillig.