Marc Bolan: Die Stimme aus dem Jenseits


Er erscheint seiner Frau und läßt Fans um sein Erbe kämpfen. 14 Jahre nach seinem Tod ist Marc Bolan quicklebendig.

Die Legende lebt. Mark Feld wurde am 30. Juli 1947 in London als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er wurde mit 15 Fotomodell und mit 23 Popstar, nannte sich fortan Marc Bolan und seine Band T.Rex. Als Idol in Samt und Seide landete er einen Hit nach dem anderen: „Solid Gold, Easy Action“, „Children Of the Revolution“, „Hot Love“, „Get It On“, „Jeepster“. Er fuhr in einem weißen Rolls Royce durch die Gegend und trank kistenweise Champagner. Fünf Jahre später war der Traum vorbei. 1977 starb Marc Bolan in den Trümmern eines Autowracks. Gloria Jones, seine damalige Freundin, saß am Steuer. David Bowie, Rod Stewart und Steve Harley gaben ihm das letzte Geleit.

Marc Bolan kam dieser Tage auf die Erde zurück. Vielleicht hat ihn ja der späte Erfolg seines „20th Century Boy“, der als Werbeträger für eine Jeansfirma gesetzmäßig die Charts belagert, in seiner ewigen Ruhe gestört. Oder er wollte nur mal wieder seine Ehefrau June Child nerven, die er kurz nach seinen ersten Mißerfolgen verlassen hatte, um fortan mit Gloria Jones zu leben.

„Das ist beileibe nicht das erste Mal, “ erzählt June, „ich sehe ihn regelmäßig bei dem Baum in meinem Garten, und ich schreie ihn an, daß er verschwinden soll. Früher pflegte er mich in meinem Schlafzimmer zu besuchen, wenn ich mit Graham, meinem Freund, dort war, aber das habe ich ihm abgewöhnt.“ June Child führt heute ein seriöses Dasein als Buchhalterin einer großen Firma in Surrey. „Doch ich bin noch immer Marcs Ehefrau, wir haben uns nie scheiden lassen. Tatsächlich war ich kürzlich zum ersten Mal bei dem Baum, gegen den diese Frau ihr Auto gesetzt hat und Marc umgebracht hat. Es war an seinem Todestag. Ungefähr 30 Leute waren da, junge und alte, und ich stellte mich dazu und fragte, ob sie etwas dagegen hätten, wenn ich für ihn eine Kerze anzündete. ,Das ist June‘, sagte jemand. ,Marc war verrückt nach ihr. ‚“ Doch Marc Bolan schwirrt nicht nur als Amor durch die Köpfe seiner Hinterbliebenen. Auch Mick O’Halloran, der neun Jahre lang T. Rex-Tourmanager war, suchte schon mittels Medium nach dem Geist seiner guten alten Zeit. Und er beschwört, im spiritistischen Plauderstündchen habe Medium Ronald Hearn mit ihm über Anekdötchen gelacht, die außer Marc und ihm kein anderer hätte wissen können. „Das Erstaunliche war, in Trance nahm das Medium die gleiche Haltung wie Marc ein, wenn er sprach, und es war, als wären die Köpfe vertauscht. Er sprach von einem Abend, an dem wir in einem amerikanischen Hotel ankamen und er eine rosa Perücke trug. Er überschlug sich vor Lachen. Niemand außer Marc und mir kann davon gewußt haben, es war richtig unheimlich.“

Das Vermächtnis des Marc Bolan hat auch eine irdische Dimension, und die drückt sich um einiges materieller in nackten Zahlen aus, die heute mit Levis-Spot und einer gut getimten Compilation —- THE ULTIMATE COLLECTION – die Ware Bolan wertvoller machen denn je. 58 Millionen Scheiben haben T. Rex zu Lebzeiten des Helden verkauft, und man braucht keine langen Rechenwege, um die Geldberge über die Jahre zu schätzen. John Bramley heißt der Mann, der heute Bolans Blüten zählt, und zu den Verlagsrechten über das Songmaterial seiner Hitzeit ist er auf eher ungewöhnliche Weise gekommen. „Ich war früher mal erster Vorsitzender eines T.Rex-Fanclubs“, grinst er heute, „und wir machten unsere Arbeit so gut, daß wir von Marcs Erben offiziell anerkannt wurden. Als die Rechte über den Großteil von Marcs Songs frei wurden, liehen wir uns eine dicke Menge Geld und überboten einfach die EMI.“ Doch nicht nur die ausgebootete Konkurrenz rauft sich heute noch die Haare über den verqueren Zuschlag, auch das Gegenlager der Fangemeinde steigt mittlerweile auf die Barrikaden. „The Marc Bolan Liberation Front“ ist sich ihrer Sache sicher: John Bramley ist ein Opportunist, der eine unablässige Folge von schludrig zusammengestellten und sogar neu gemischten Bolan-Platten auf den Markt bringt. Wir meinen, Bolans Songs verdienen es, im Originalzustand erhältlich zu sein. Denn ich glaube, wir haben alle eine Spur Marc in der Seele. „

Marc Bolan lebt – wer daran glaubt, darf seinen Jüngern schreiben: MBLF, Po Box 1438, London SW8, 3RB.