Mariah Carey


Die ehemalige Restaurant-Aushilfe lebt im siebten Himmel. Deswegen braucht sie wohl auch einen Fahrstuhl, um auf die Bühne der ausverkauften Festhalle zu gelangen: Wie in einem goldenen Käfig schwebt Mariah Carey zu den Sterblichen herab. Die kreischen, als kämen da die Backstreet Boys, drängen sich, um einen Blick auf die weltweit erfolgreichste Frau im Popgeschäft zu werfen. Die Carey-Show weist optisch alle Attribute großen amerikanischen Entertainments auf: Eine geschwungene Freitreppe, auf der sie zuweilen ein paar Stufen hochtrippelt, ein gigantischer Kronleuchter am Bühnenhimmel und sechs Tänzer, die in immer anderen Outfits den Hitreigen choreografisch begleiten. Auch die Hauptdarstellerin selbst zieht’s häufig zwecks Garderobenwechsel hinter die Bühne: Ballkleid, weißer Hosenanzug, später das spanische Outfit mit nabelfreiem Westchen und schwarzem Flamenco-Hut. Erinnerungen an die großen Shows von Barbra Streisand werden wach, und anderntags freut sich Mariah Carey über diesen Vergleich: „Barbra tourt auch nicht viel, darin sind wir uns ähnlich.“ Mariah muß ihre Stimme schonen: Also wird man sie, die hier zum ersten Mal auf deutschem Boden sang, nicht so schnell wiedersehen: „Ich könnte nicht wie andere Künstler jeden Abend singen.“ Spät nachts hetzt eine putzmuntere Mariah Carey durch die Hotellobby und die Treppen in den siebten Stock hinauf. Der stöhnende Bodyguard ahnt noch nicht, was ihm am nächsten Tage noch abverlangt wird: auf dem Flur stapeln sich 27 Schrankkoffer und Hutschachteln.