Massive Attack, DJ Shadow, TV On The Radio
Ökonomisch, praktisch, gut: die Greatest-Hits-Show von Massive Attack plus zwei nicht ganz unbekannte Support Acts.
An dieser Stelle sollte eigentlich auch ein Bericht über TV On The Radio stehen. An dieser Stelle sollte eigentlich auch ein Bericht über TV On The Radio stehen. An dieser Stelle … aber halt, es hilft ja nichts. Auch wenn man sich grün und blau ärgert, dass ein wichtiger Grund (vielleicht auch der wichtigste, denkt man doch relativ genau zu wissen, was eine Massive-Attack-Greatest-Hits-Tour erwarten lassen kann), der den Besuch dieses Konzerts zu einem Pflichttermin macht, gerade beim Betreten deT Halle seinen letzten Song in einem Lärmwall begräbt. Die Gründe: TV On The Radio beginnen pünktlich, spielen eine knappe halbe Stunde, und als begeisterter (verblendeter?) Anhänger der Band hat man natürlich gedacht, der in ganz persönlicher Sicht nicht mehr ganz so „relevante“ DJ Shadow würde den Abend eröffnen. So muss man sich auf begeisterte Stimmen befreundeter Konzertbesucher verlassen, die von ungeheuerlichen, ausufernden Noise-Attacken (nach eigenem Kurzeindruck nachvollziehbar) berichten und Vergleiche mit den Secret Machines und The Mars Volta anführen (nicht ganz nachvollziehbar). Aber so ist mehr Platz für DJ Shadow und Massive Attack.
Ersterer kündigt völlig unprätentiös, sowieso ja ein eher unscheinbarer Typ, sein Set als Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs an. Der Mix scheint zunächst auch zu gelingen, und als auf der Videoleinwand hinter ihm eine verzerrte George-W.-Bush-Fratze langsam im Wasser absäuft und er sich vom ansonsten umtriebigen, aber doch undurchsichtigen Knöpfchendrücken, Reglerschieben und gelegentlichen Live-Scratchen umdreht und dem Ertrinkenden zum Abschied nachwinkt, brandet sogar Stimmung in der Halle auf. Als für zwei neue Songs dann aber eine Heulboje namens Chris James auf die Bühne tritt und vot sich hinknödelt, mag man den Spielereien nicht mehr folgen. Da helfen auch später die geliebte Stimme von Richard Ashcroft (aus dem U.N.K.L.E.-Song „Lonely Soul“) und das immer noch tolle Georgel aus „Organ Donor“ nichts mehr.
Aber auch der Auftritt von Massive Attack gerät unspektakulär, allerdings im besten Sinne. Keine reißerischen Slogans auf übergroßen Videowänden wie beim letzten Aufeinandertreffen mit der Band (Southside Festival, 2003), sondern eine stimmungsvolle Lichtdioden-Show. Eine fünfköpfige Band (Gitarre, Bass. Keyboards, zwei Schlagzeuge), die aus den grundsätzlich schlechten akustischen Verhältnissen dieser Halle noch das Bestmögliche herausholt und sogar zum Teil kleine Akzente setzen kann. Und ]-D und Daddy G, deren hypnotisches Gemurmel zwar manches Mal im Sound unterzugehen droht, die aber eine sehenswerte Show zwischen Schattenboxen mit dem Rücken zum Publikum (3-D)und sanften Grooveeinlagen (Daddy G) hinlegen. Aber in den Vordergrund spielen sich die beiden Frontmänner nicht, sondern verlassen sogar ganz ökonomisch (oder zuvorkommend?) die Bühne, wenn die Gastsänger ihren Auftritt haben. Aus der Hall Of Farne (was macht eigentlichTricky?) werden immerhin Ex-Cocteau-Twin Elisabeth Fräser und Dub-Veteran Horace Andy au fgeboten. Letzterer bleibt Sieger nach Punkten, hat bei „Man Next Door“ mit seiner scheinbar nicht alternden Stimme und seiner schlichten Präsenz das Publikum sofort auf seiner Seite, während Fräser vor allem bei „Teardrop“ leider nicht ganz, an die selbst einmal gesetzten stimmlichen Höhenflüge heranreichen kann. Ansonsten knapp über 90 Minuten Hits, Hits, Hits. Ja, auch „Unfinished Sympathy“. Ist doch eine Massive-Attack-Greatest-Hits-Show. Ökonomisch,praktisch, gut.
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