ME-Sessions
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Der Klassiker: „Sie stehen hundert Kilometer vor München mit einem Platten auf der Autobahn“, meldete der Mann von der Promofirma der Long Winters eine Stunde bevor die vier aus Seattle in den unheiligen Hallen des ME aufschlagen und für unsere Video-Webstream-Kamera spielen sollten. Schade, das schaffen die nie, war der erste Gedanke, weil sie ja dann schon so früh zum Soundcheck im Club sein müssen. Aber da hatte man die Rechnung ohne die unbeschwert tatkräftigen Optimisten gemacht. Auf den ADAC warten? Dauert zu lang. „We’re helping ourselves“, beruhigte Bandkopf John Roderick am Handy. Anderthalb Stunden später waren die Winters zur Stelle, und Roderick spielte/sang mit Vokalpartner Sean Nelson bei einem Tässchen Tee einige Songs zur Akustikgitarre, darunter auf spezielles ME-Betteln das noch nie stromlos gespielte „Prom Night At Hater High“. Beim vollelektrischen Konzert im Prager Frühling wurde dann später derart lustvoll getrümmert und sich über das genialische Gesangs/Comedy-Duo Roderick-Nelson scheckig gelacht, dass für die anstehende Frühjahrs-Tournee der Winters allerherzlichst die Empfehlung ausgesprochen sei: Hin. Unbedingt: Hin. Von Mailand kommend waranderthalb Wochen zuvor Luke Steele a.k.a. The Sleepy Jackson angereist, und er hatte ein bisschen Liebeskummer mitgebracht. Bevor auch er später am Abend mit seiner Band in der Stadt eine grandios emotionale und hizarr-witzige Indierock-Show spielte, an deren Ende eine zerdepperte Bassdrum stand „Sorry I got so angry“, entschuldigte sich Steele danach unnötigerweise], sang der Australier für die ME-Kamera ganz allein Songs zur Holzgitarre. Darunter eine frisch über Nacht im Tourbus geschriebene Ode an „Rosella“, eine Mitarbeiterin von Virgin Italy, in die sich Steele während seines Italien-Aufenthaltes verguckt hatte. „Es ist irgendwas in ihren Augen“, schwärmte Steele, ganz in schwarz mit Beatles-ABBEV road-Button am Schal, nach seiner Performance. Und friemelte dann etwas veriegen an seinem fiependen Mobiltelefon herum. „Ich bekomme ständig Textmeldungen van meinerMutter Nicht sehr Rock’n’Roll. was?SMS von seiner Mutter zu bekommen, „Junge, geht’s dir gut?‘ Die ersten ME-Sessions-Gäste, die annähernd traditionelles Rock’n’Roll-Verhalten an den Tag legten, waren dann Mitte November Guy Garvey und Mark Potter: Der Elbow Sänger/Meisterkopf und sein Gitarrist taten sich endlich an dem lange bereitgestellten, doch bislang von colatrinkenden Musikerinnen sträflich verschmähten Kasten Bier gütlich. Und zwar vor, während und auch nach ihrem Set sparsamer Akustikversionen ansonsten episch instrumentierter Elbow-Songs. Garvey sah schon bei Ankunft ein bisschen mitgenommen aus. „Ah, mir geht’s noch nicht so ganz gut“, grinste er im Fahrstuhl. „War ein harter Abend gestern. „Was war denn vorgefallen? „Drinking.“ Beim tollen Elbow-Auftritt mit siebenköpfiger Band später im New Backstage gestand Garvey übrigens, er habe sich bei seinem letzten Aufenthalt hier in München verliebt. „But truelovenevertasts. Discuss“. fordete er das Publikum auf. Reifenpannen, Alkohol und Herzschmerz: Die Grundpfeiler des Rock’n’Roll. Alles da, alles drin, alles online auf www.musikexpress.de